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Die Schule in Hahausen im Wandel der
Zeit
von Arnold Jahns
Von der Reformation bis 1655 1)
Hahausen war früher kirchlich und schulisch
mit Lutter verbunden. Als Marktflecken war Lutter Sitz eines herzoglichen
Verwaltungsbeamten, eines Amtmanns, der auch Hahausen verwaltete.
Wir müssen annehmen, dass schon in der Reformationszeit in Lutter eine
Katechismus-Schule entstand, die auch von Kindern aus Hahausen besucht
wurde, wie es der Schmalkaldische Bund 1543 in seiner Schulordnung
forderte: „Eine Schule soll in jeder Stadt und jedem Flecken
entstehen." Nach der Reformation ging die Schulgewalt von der Kirche
auf den Landesherrn über.
Herzog Heinrich der Jüngere erließ schon 1543 eine Kirchen- und
Schulordnung, nach der in den Dörfern die Küster die Jugend im
Katechismus und im kirchlichen Gesang unterrichten sollten.
Die Schulordnung des Herzogs Julius von 1568 forderte, dass die männliche
Jugend in den Dörfern Lesen, Schreiben, den Katechismus, Gebete und
Psalmensingen erlernen sollte. Die Dorfschulen nahmen in den folgenden
einhundert Jahren nur eine kümmerlich Entwicklung. Die Bauern sahen wegen
der allgemeinen Not den Schulbesuch als Zeitvergeudung an. Bei den
Frondiensten für den Gutsherrn waren die Kinder billige Arbeitskräfte
für den Unterhalt der Familie. Außerdem fehlte es an Lehrern
(Schuldienern) und Schulräumen. Herzog August der Jüngere von
Braunschweig legte 1647 in einer Schulordnung den Grundsatz der
allgemeinen Schulpflicht für das flache Land fest. In Artikel 2 der
Allgemeinen Landesordnung von 1647 wird der Schulzwang für alle Kinder
eingeführt. Auf dem Lande allerdings nur für den Winter. Im Sommer fand
der Unterricht nur sonntags in der Kirche statt, damit die Kinder das
Gelernte nicht vergessen sollten. Der Schulbeginn war nicht festgelegt.
Die Kinder konnten mit 5 Jahren kommen und sollten solange zur Schule
geschickt werden, bis sie den Katechismus verstehen und gedruckte Schrift
lesen können. Schreiben und Rechnen wurde nicht gefordert. Die
Kirchendiener oder Opferleute sollten vom Consistorium (heute
Landeskirchenamt) in Wolfenbüttel überprüft werden, ob sie zum
Schulmeister tauglich sind. Vom Schulmeister wurde gefordert: „Wer sich
für die Jugend bestellen lassen will, muss mit gestrengem Leben in
Hunger, Durst, Blöße und Mangel an aller Notdurft rechnen und dass er
von Jedermann verachtet und unter die Füße getreten wird."
(Braunschweigische Schulordnung von 1651).
In der Braunschweigischen Schulordnung von 1651 wird auch eine bescheidene
Belohnung für den Schulmeister gefordert: „Im kleinsten Dorf sind die
Einwohner mit Fleiß darauf bedacht, dass sie ihre Kuh- und Schweinehirten
und dem Gesinde den nötigen Unterhalt verschaffen. Unter Tränen aber ist
es zu beklagen, dass sich unter 1000 kaum einer findet, der bereit ist,
monatlich etwas herzugeben,
1) Freitag, Friedrich: Chronik des Fleckens Lutter
Chronik, Seite 127
wovon der Schulmeister seinen Unterhalt haben könnte, trotzdem er nicht ihr
unvernünftiges Vieh, sondern ihre leiblichen Kinder anführen und mit
unsäglichen Mühen unterweisen muss. Darum hat jeder Einwohner soviel zur
Besoldung des Schulmeisters zu entrichten, wie er dem Kuh- und Schweinehirten
gibt." (Braunschweigische Schulordnung von 1651).
Für den Schulmeister ergab sich damals die große Schwierigkeit, dass er
Kirche und Staat gleichermaßen verpflichtet war. Der Landesherr beanspruchte
die Schulhoheit und erließ die Schulordnung, die Kirche führte die
Schulaufsicht und überprüfte die Bewerber auf ihre Tauglichkeit für den
Schuldienst. Seinen Unterhalt bekam er zum Teil von den Kirchenämtern, in der
Hauptsache aber von den Eltern der Schulkinder.
Die Schulordnung von 1651 regelt aber auch Einzelheiten des Schulwesens und
erscheint uns heute für die damalige Zeit sehr fortschrittlich. Es sind drei
Arten von Schulen vorgesehen: Für Städte, für Flecken und für das flache
Land. Eine Schule der dritten (untersten) Art war für jedes Dorf vorgesehen.
Damit war die Einrichtung einer Schule in jedem Dorf gesichert. Auch für die
Mädchen gab es nun die Schulpflicht. Neben der kirchlichen Unterweisung wurden
auch Lesen, Schreiben und die Anfangsgründe in Latein verlangt, „damit
begabte Kinder auf dem Lande auf Höhere Schulen gebracht werden können".
Die Schulordnung von 1651 erwartet vom Küster (Schulmeister), dass er kein
Handwerker sei und nur noch das Amt des Schulmeisters wahrnehmen soll. Letzte
Forderung hat sich bis um die Jahrhundertwende auf den meisten Dörfern nicht
erfüllt. Die meisten Dorfschulmeister, auch in Hahausen, waren neben dem
Schuldienst als Handwerker tätig oder betrieben Landwirtschaft.
Die Entwicklung
des Schulwesens nach der Schulordnung von 1651 nahm nur einen enttäuschenden
Verlauf, wie aus einem Schreiben des Herzogs von Braunschweig und Lüneburg vom
12. 3.1657 hervorgeht. Es fehlte an geeigneten Lehrern und an dem Bildungswillen
des Volkes. So erhält der Amtmann in Lutter nach sechsjähriger Anlaufzeit der
Schulordnung folgendes Schreiben: „Wyr, Augustus, Herzog zu Brunswyg und
Luna-Burg, Fügen hiemit allen Unseren Beamten zu wissen, das Wyr mit
ungenädigem Mißfallen Erfaren, das die Eltern ire Kinder und Gesinde am
Herren-Tage (Sonntag), wen dy Catechismus- Lär gehalten wird, nicht hineinschikken.
So befälen Wyr himit, das sie sowol von den Eltern, Kindern und Gesinde
besucht werde. Damit nun dy Jenigen, so sich nicht einstellen sondern
Mutwilligerweise aussen bleiben, bestraft werden können, so sollen die Pastores
und Opffer-Leute dy Ausbleibenden fleißig annotieren." Vestung
Wolfenbüttel, den 12. 3.1657
1656 - 1851
Die Braunschweigische Schulordnung von 1651 verpflichtete auch Hahausen eine
Schule einzurichten. Das Einkommen für den Schuldiener war aber so gering, dass
1650 ein Schuldiener, dessen Name nicht vermerkt ist, auf eine bessere
Schulstelle fortzog.1)
1) Freitag, Friedrich: Chronik des Fleckens Lutter
Chronik, Seite 128
Nach der Schulordnung vom 12. 3. 1657 wurden Eltern bestraft, wenn sie ihre
Kinder nicht zur Schule schickten. So gibt im August 1657 Siemon Rühmann aus
Hahausen zur Entschuldigung an, seine Tochter sei 12 Jahre alt und so lange zur
Schule gegangen, dass sie ein Evangelium lesen könne. Er müsse sie deshalb zur
Arbeit behalten.
1663 hören wir von Hahausen, dass es 33 schulpflichtige Kinder hat. „Nun
sind unter diesen etliche, welche künftige Ostern zum Hl. Abendmahl zu treten
gewillt sind, obwohl sie doch wenig oder nichts vom Beten oder Lesen gehört
oder gelernt haben."
1)
Und 1664 schreibt der Schuldiener Heinrich Besten: „Die Leute schicken
wenig Kinder zur Schule. Der Ort kann wegen geringer Besoldung keinen Gelehrten
ernähren."
Dann blieb wahrscheinlich die Schulstelle in Hahausen unbesetzt; denn 1666
besteht Hahausen mit auf sein Vorschlagsrecht für den Lutterschen Lehrer, das
ihnen der Superintendent in Seesen verwehren wollte.
1689 prüft die Gemeinde Hahausen den Schuldiener Heinrich Ließen im Gesang
und verlangt ihn als Schulmeister, „weil sie die Montags-Betstunde, die der
Schulmeister halten muss, nicht offen sehen kann."
1)
Die Schule in Hahausen führte jahrzehntelang nur ein bescheidenes Dasein.
Das lag an den damaligen unruhigen Zeiten und an der ungünstigen Lage des
Walddorfes in der Wildwiese. Außerdem führte durch Hahausen die Heerstraße;
und so war das Dorf während des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) von
Plünderungen und Brandschatzungen besonders hart betroffen. Die Bewohner hatten
hart um ihr tägliches Brot zu ringen und lebten in großer Armut, deshalb war
von ihnen keine große Opferbereitschaft für die Bildung ihrer Kinder zu
erwarten.
In der Dorfbeschreibung von 1756
2) wird auch die Schule Hahausen
(frühere Schlachterei Homann) beschrieben: „Das Schulhauß ist ohne
Schornstein und nebst daran gebautem Stalle mit Stroh gedeckt." Für ein
Schulkind, „so die Buchstaben lernet", mussten wöchentlich 4 Groschen
Schulgeld gezahlt werden, „wenn es buchstabieret" 6 Groschen, „wenn es
zusammen liest und schreiben lernt" 8 Groschen. Die Schule besaß 5 1/3
Morgen Wiese.
In einer Beschwerde klagt der Schulmeister Heinrich Ließen (1689 - 1743):
„Viele geben an, armutshalber nicht die Kinder zur Schule schicken zu können.
Bei kinderreichen Familien muss der Lehrer mit einem halben Groschen (4 Pfg.)
Schulgeld in der Woche zufrieden sein."
Sehr ausführlich schildert der Opfermann und Schulmeister Georg Christoph
Vollrath (1749 - 1772) in Beschwerdebriefen an das Amt in Lutter und an das
Konsistorium in Wolfenbüttel den Zustand des Schulgebäudes und die schwierigen
Schulverhältnisse in Hahausen.
In einem Beschwerdebrief über den schlechten Zustand seiner Schulwohnung,
die zugleich Unterrichtsraum ist, beantragt er am 6. Juli 1754 die Reparatur der
1) Freitag, Friedrich: Chronik des Fleckens Lutter
2) St. A. Wob.: 20 Alt 163
Chronik, Seite 129
Schulwohnung und des Stalles beim „Hochwohlgeb. und Hochgelahrter
Hochzuehrender Herr Ambts-Rat in Lutter" 1).
In einem sehr ausführlichen Bericht an das Konsistorium in Wolfenbüttel
schreibt Georg Christoph Vollrath am 28. Dezember 1771 über die
Schulverhältnisse in Hahausen und bittet um Abhilfe 2).
„Beschwerde des Georg Christoph Vollrath Opfermann und Schulmeister
Hochfürstlicher Braunschweigischer Lüneburgischer Herr Geheimter Rath. Wie
auch zu denen Consistorial- und Kirchen Sachen Hochverordneten Herren Präsident
und Räthe. Hochwürden Hochwohl und Wohlgebohrne Gnädige und Hochgebietende
Herrn.
23 Jahre bin ich nun Kirchen- und Schuldiener in Hahausen. Ich habe viel
Verdruß mit der Gemeinde gehabt. Oft mussten obrigkeitliche Zwangsmittel
eingesetzt werden, damit ich zu meinem Recht kam. Voriges Jahr habe ich von
vielen meinen Roggen nicht bekommen. In diesem Jahr wollen sie mir nur die
Hälfte des Marktpreises zahlen. Oft muss ich noch darum betteln. Zuweilen
erhalte ich nur einige Himten Roggen und das übrige als Drespen, Wicken und
Hafer mit üblen Reden obendrein. Ähnlich ist es mit dem Schulgeld. Es ist ein
alter Brauch: Lernt das Kind in der Fibel, zahlt es wöchentlich 4 Pfennig,
liest es im Katechismus, so 6 Pfennig, und liest es in der Bibel, so bringt es
einen Groschen in der Woche. Manche bringen nun mal einen Groschen mit und
lassen das andere stehen oder vergessen es ganz. Im Sommer ist wenig an die
Schule zu denken. Fordere ich Geld, so sagen sie: „Wenn die Kinder nicht in
der Schule gewesen sind, so zahlen wir auch kein Geld." In den letzten 23
Jahren ist an der Schule nichts gemacht. Die Stube ist schwarz, dass man kaum
darin sehen kann. Die Wände wollen raus fallen. In der Schulstube (die auch dem
Lehrer als Wohnstube diente), habe ich schon zweimal einen Ofen auf meine Kosten
setzen lassen. Den Schornsteinfeger will die Gemeinde nicht bezahlen. Durch das
Hausdach regnet es durch.
Ich getröste mich Gnädiger Erhörung
und ersterbe in diefer Erfurcht
Eure Exellence Hochwürden
Hochwohl und Wohlgeboren
unterthänig gehorsamer Knecht
Georg Christoph Vollrath
Hahausen Opfermann
und Schulmeister"
den 28. Dez. 1771
Als Anlage fügte Vollrath ein Verzeichnis von zwölf Schuldnern des
Schulgeldes bei.
Auf diese Beschwerde schreibt das Konsistorium in Wolfenbüttel am 11. Januar
1772 an das Amt Lutter: „Wir Commniciren euch im Anschluße, was der Opfermann
Vollrath in Hahausen wider die Gemeinde daselbst beschwerend
1) St. A. Wob.: 8 Alt Lu 340 Bd. III
2) St. A. Wob.: 8 Alt Lu 404
Chronik, Seite 130
angezeiget hat, und gebet ihr selbigen zu seinem billigen Gesuche zu
berathen,
und die Gemeinde zu ihrer Schuldigkeit der Fürstl. Schulordnung gemäß
anzuhalten." „Gegeben in Consistorio Wolfenbüttel, den Uten Januarii,
1772
1).
Im April 1772 schickt Vollrath ein Verzeichnis der 12 säumigen
Schulgeld-Zahler an das Amt in Lutter
1).
Nicht lange darauf - noch 1772 - stirbt Lehrer Georg Christoph Vollrath nach
24jähriger Dienstzeit an Gallenfieber in Hahausen.
Um die Schulstelle bewirbt sich Johann Rudolf Ernst. Er will sofort eine
Tochter heiraten, damit die Witwe versorgt ist, wenn er die vakante Stelle
bekommt. Er wurde Opfermann und Schuldiener noch im gleichen Jahr. Vom
Superintendenten wurde er als ein Muster seines Standes hingestellt und als ein
Mann „von Rechtschaffenheit und unverdrossener Dienstfähigkeit". „Er
hätte sich bei seinem elenden Dienste nicht halten können, wenn er nicht durch
musikalische Aufwartung, durch Copieren und Publik machen seine Einnahmen
vergrößert hätte. Bei vielen armen Leuten nahm er oft nur das halbe Schulgeld
oder gar keins."
Lehrer Johann Rudolf Ernst starb 1804 an Fleckfieber
2). Um die Not seiner
Mutter und Geschwister nach dem Tode des Vaters, des
Schulmeisters Johann Rudolf Ernst, zu lindern, bewirbt sich der Tischler Karl
Heinrich Christian Ernst um die Schulstelle in Hahausen. Der Brief an das
Konsistorium in Wolfenbüttel gibt ein anschauliches Bild von den
Schulverhältnissen auf dem Lande und zu Beginn des 19. Jahrhunderts und
dokumentiert eine für uns unvorstellbare Unterwürfigkeit gegenüber der
Obrigkeit. Mit dem Beginn der Aufklärung in der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts wurde auch das kirchliche Leben beeinflusst. Sie ging von der
absoluten Herrschaft der Fürsten aus und ließ die Menschen zu demütigen
Untertanen werden. Von daher ist nur die gewundene Anrede und der Schluss des
Bittgesuchs zu verstehen.
„3. April 1804
28.
Hochfürstl. Braunschweig-Lüneburg zu den Consistorial
und Kirchensachen
Hochverordnete Herrn Präsident Vice Präsident
und
Räthe, Hochgebietende,
Gnädige und
Hochverehrende Herrn
Der älteste Sohn des Verstorbenen
Schulmeisters Ernst
zu Hahausen
bittet um durch diesen Tod erledigte
Stelle unterthänig gehorsamst.
Mein seliger Vater hatte mich nach seinem besten Vermögen
unterrichtet und
erzogen, und nach meiner Confirmation, die
Tischlerprofession lernen lassen, in
welcher ich mich, nach höch-
1) St. A. Wob.: 8 Alt Lu 404
2) Freitag, Friedrich: Chronik des Fleckens Lutter
Chronik, Seite 131
ster Concession, hierselbst als Landmeister besetzen darf. Um nun meine
Mutter in derjenigen Wohnung, in welcher sie geboren und erzogen ist, nach
Kindespflicht bis an ihr Ende ernähren, und mich meinen zwey jüngeren
Geschwistern mehr nützlich machen zu können, auch meine Lust zum Schulstande
ein Genüge zu verschaffen, flehe Ew. Hochwürden, Hochwohl- und Wohlgeboren ich
unterthänigst gehorsamst an, diese erledigte Schulstelle mir in hohen Gnaden
ertheilen, und dadurch der hinterlassenen Familie meines Vaters eine hohe Gnade
erweisen zu wollen. Mein Alter ist 30 Jahr und meine unterthänigste Bitte trage
ich zugleich in dem Namen meiner Mutter und der Gemeinde in aller Ehrfurcht vor,
die Profession werde ich blos in Freystunden in einer besonderen , Kammer
treiben und folglich dem Schulunterricht dadurch nicht schaden und mir dasjenige
zu erwerben suchen, was dazu gefordert wird, um bey diesem kleinen Dienste bey
jetzigen theuren Zeiten anständig leben zu können. Dass ich mich jederzeit
rechtlich aufgeführt, und keine schlechte Gesinnung jemals angezeigt habe, wird
der Herr Pastor mir bezeugen können. Damit ich für diesen Dienst desto
tüchtiger werden möge, erbiete ich mich unterthänig, noch l bis 3 Monate mich
in dem Seminario zu Wolfenbüttel zu üben, wenn Hochdieseiben die Hohe Gande
haben wollen, mich zu diesem Dienste gnädig zu befördern. Einer gnädigen
Erhörung meiner unterthänigen Bitte, getröste ich mich in tiefer Ehrfurcht,
und ersterbe Ew. Hochwürden, Hochwohl und Wohlgeboren unterthänig gehorsamster
Knecht Karl Heinrich Christian Ernst.1)
Hahausen Fürstl. Amts Lutter
am Barenberge
den 30ten März
A 1804 "
Anmerkung: Aus dem Aktenvermerk vom 2. August 1804 geht hervor, dass Ernst
das Examen bestanden hat. Seine Anstellung als Schulmeister in Hahausen ist aus
unbekannten Gründen nicht erfolgt.
Laut „Braunschweiger Anzeiger 1805", Sp. 664, unter „Beförderungen"
2) als Cantoren, Opferleute, Organisten und Schuldiener auf dem
Lande" ist Werner Spiegel aus Abbenrode als Opfermann und Schuldiener zu
Hahausen genannt. Aber 1806 verlässt er schon Hahausen. Ihm folgen nacheinander
1806 Lehrer Crone und 1808 Gottfried Wiegand
3).
Während der Amtszeit der letzten drei Schulmeister ist die Gemeinde mit
Unterstützung des Pfarrers und des Amtes Lutter bemüht, das Schulgebäude
auszubessern und anzubauen.
1) Jahns, Hubert: Privatbrief aus Nachlass
2) St. A. Wob.: Brsch. Anzeiger 1805, Sp. 664 „Beförderungen"
3) Freitag, Friedrich: Chronik des Fleckens Lutter
Chronik, Seite 132
Das erste Schulgebäude in Hahausen war das heutige Haus Nr. 30 „an der
Lehmkuhle", in dem bis vor wenigen Jahren die Schlachterei Homann sich
befand und heute Wohnzwecken dient. Das Gebäude diente seit der Errichtung
einer Schule in Hahausen um 1650 als Wohnung für den Schulmeister und für den
Schulunterricht. Nach einer Planskizze von 1805 befanden sich Wohnung mit
Schulstube und Stallungen unter einem Dach.
Langsam setzte sich die Bedeutung der Schule zu Beginn des
Vorigenjahrhunderts - wenn auch nur mühsam - durch, was auch durch die
Bereitwilligkeit der Gemeinde Hahausen für einen Schulanbau bezeugt ist. Auch
die Lehrer erhielten eine fachliche Ausbildung im „Seminario" zu
Wolfenbüttel oder in unserer näheren Heimat in der Stiftsschule in
Gandersheim.
Carl Ohms, der 1816 von der Stiftsschule in Gandersheim nach Hahausen kam, musste damals über das Prüfungsthema „Durch den Schullehrer soll, kann und
wird es besser werden", schreiben 1).
Die napoleonischen Kriege hatten die Bevölkerung in großes Elend gestürzt.
Und noch nach mehr als einem Jahrzehnt befand sich die Bevölkerung - und mit
ihr der Schulmeister - in wirtschaftlicher Notlage. Am besten charakterisiert
diese Zeit ein Schreiben 1825 des Opfermanns Carl Ohms an das Consistorium in
Wolfenbüttel 1).
„Lebhaft fühle ich oft das Bedürfnis, mich durch
Bücher fortzubilden. Aber woher soll ich oft das Geld dazu nehmen, da auch das
Gehalt auch bei besonnenster Sparsamkeit kaum hinreicht, auch nur die
notwendigsten Lebensbedürfnisse anzuschaffen. In anderen Gemeinden bekommen die
Lehrer das Schulgeld der armen Kinder aus der Armenkasse. Hier ist aber keine
vorhanden. Ich bekomme dafür nur die wenigen Klingelbeutel-Pfennige, welche
alle 6 Wochen bei Haltung des Abendmahls einkommen. In der Gemeinde sind die
Mitglieder meist sehr arm, und der Wohlstand sinkt noch immer. Es tut oft meinem
Herzen weh, wenn mir zur Anschaffung eines Buches das Geld fehlt. Aber noch mehr
wird mein Herz von Wehmut ergriffen, wenn ich bei meinem sauren Schweiße einen
Blick auf die Meinen und auf deren Zukunft werfe, da ich auch bei geregelter
Sparsamkeit keinen Groschen zurücklegen kann."
Aus einem umfangreichen Schriftwechsel mit dem Konsistorium in Wolfenbüttel
in den Jahren 1802 bis 1808 erfahren wir aus vorliegenden Schriftstücken 2),
welche Schwierigkeiten sich auch damals beim Bau eines Schulgebäudes ergaben.
Die Visitatoren der Schule Hahausen stellten am 27. Februar 1802 einen Antrag
für den Anbau an den Giebel des Schulhauses an das Konsistorium in
Wolfenbüttel und gaben auch die „ohngefähren" Kosten dafür an. Nach
Rückfragen des Konsistoriums vom 25. August und 24. November 1804 stellt der
Amtmann in Lutter erneut einen Antrag auf Anbau an die Schule mit verändertem
Bauplan. Er begründet die Vergrößerung der Schulräume u. a. mit „Der dabey
vorkommenden ehelichen Umstände wegen, wozu doch mal eine besondere Stube
nötig ist" und gibt auch die voraussichtlichen Kosten für die Bauarbeiten
an.
1) Freitag, Friedrich: Chronik des Fleckens Lutter
2) St. A. Wob.: 8 Alt Lu 378
Chronik, Seite 133
|
Wir lesen: |
„An
Hochfürstl. Consistorium. Hochfürstl. p. p. |
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Wie Ew. H. H. u. W. die Unterzeichneten in dem 2 ten Post sito vom 27ten
Febr. 1802 von Anlegung einer 2ten Stube im Schulhause zu Hahausen neben der
Schulstube unterthänig gehorsamsten Bericht erstatteten, war die Idee darüber
von der jetzigen des Herrn Pastors Warnecke, weshalb er das rückgehende
Memorial bey Hochdenenselben eingereicht hat, ganz verschieden. Um hierüber
deutlich genug sagen zu können, fügen wir von der Lage und inneren Einrichtung
des Schulhauses einen ohngefähren Hand-Grundriß bey. Damals war die Meynung
die 2te Stube durch einen Anbau an den Hausgiebel, wo der kleine Garten A liegt,
zu errichten. Nun, woraus denn allerdings die Schwierigkeiten, die im gedachten
Post sito, angeführt sind, entstanden waren; die mehreren Kosten nicht einmal
zu Wiederbezahlung der Kirchen-Schulden zu nahe zu treten oder zurück zu
setzen, dazu verwendet werden können
Damals bestand des alten Schulmeisters Ernst bey sich habende Familie in Frau
und einem Kinde. Der jetzige junge Schulmeister Spiegel hat sich bereits
verheyratet, und es ist nach dem Laufe der Natur möglich, dass dessen Familie
künftig zahlreich werden kann. Der dabey vorkommenden ehelichen Umstände, wozu
doch mal, des Wohlstandes wegen, eine besondere Stube nötig ist, nicht einmal
zu gedenken.
Unterzeichnete finden daher den jetzigen Vorschlag des Herrn Pastors
Warnecke, nach veränderten Umständen und obigen Gründen, nicht nur
ausführbar, sondern sehr zweckmäßig und nützlich. Sie zweifeln auch nicht,
dass dieser Anbau, wozu Fürstl. Cammer das erforderliche gedenken.
Des Herrn Pastors Warnecke Antrag gehet aber auch anjetzt dahin, in der
hinteren Fronte des Hauses, wo das Cabinet C befindlich ist, einen Anbau mit
einer Etage anzulegen, dadurch dieses Cabinet zu einer Wohnstube zu erweitern,
und mit dem Ofen der Schulstube zugleich zu heitzen, wogegen jene
Schwierigkeiten nicht eintreten, zumal dieser Anbau bey weiten nicht die Kosten
erfordern wird, die auf jenen hätten verwendet werden müssen.
Anderer hierbey eintretende Umstände haben sich auch nach Erstattung jenes
Post siti verändert. Damals wusste man noch nicht, woher die Kosten würden
genommen werden können. Nachher sind aus dem Lüerschen Concurse, fast wider
alles verhoffen, 64 Rthl., 16 ggr. alte rückständige Capital-Zinsen gerettet,
die ganz füglich, ohne der festgesetzten Bauholz ohnfehlbar forstzinsfrey
verwilligen wird, mit den dazu in Vorschlag gebrachten rück-
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Chronik, Seite 134
|
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ständig gewesenen Capital-Zinsen der 64 Rthl. 16 Pfg. wird vorgerichtet
werden können.
Zu vollkommenster Verehrung
beharren
Ew. H. H. u. W.
Lutter am Bbge. gez. Kohli "
den 5ten März
1805
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"Ohngefähre Hand-Grundriß von der Lage
und inneren Einrichtung des Schulhauses" 1)
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In Rückfragen des Konsistoriums Wolfenbüttel und ausführlichen Darlegungen
des Amtes Lutter (es sind 8 Schreiben des Amtes erhalten geblieben 1)
wurden alle strittigen Fragen über Bauausführung, Gesamtkosten und
Kostenbeteiligung geklärt und mit Schreiben des Konsistoriums vom 23. April
1808 die Baugenehmigung erteilt worden 1). Das Schreiben ist an die „Visitatoren
der Schule zu Hahausen gerichtet und lautet:
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„Da das zu dem vom Consistorio hierselbst bereits genehmigten Anbau am
Schulhause zu Hahausen erforderliche Bauholz, nach dem Berichte der Visitatoren
der dasigen Schule vom 19ten v. M. bereits verwilligt, und an Ort und Stelle
angefahren worden; so ist dieser Anbau, behuf einer zweyten Schulstube im
gedachten Hause nunmehr in Gemäßheit der eingegangenen Consistorial-Rescripte,
und nach dem mit dem Berichte vom 14ten Sept. 1806 eingesandten und einfach
hierbey zurückerfolgenden Kosten-Anschlag des Zimmermeisters Wille, von dessen
Summe zu 74 Rthl., 4 ggr., 4 Pfg. jedoch der Betrag des von Cammer verwilligten
Bauholze abzusetzen seyn wird, ohne Verzug zu bewerkstelligen, und dazu
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1) St. A. Wob.: 8 Alt Lu 378
Chronik, Seite 135
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der laut Bericht vom 8ten Aug. 1808 für die Hahäuser Kirche aus dem
Lüerschen Concurse zu Mahlum eingegangene Capital-zins-Rest zu 64 Rthl., 10
ggr., 8 Pfg. zu verwenden. Die genannten Visitatoren haben also hiernach, bey
schon eingetretenem Frühling ungesäumt das Nötige zu verfügen, auch den
Pastor Warnecke zu Lutter am Barenberge, dass er die verwilligte Summe
demnächst in der Kirchen-Rechnung von Hahausen mit Beziehung auf gegenwärtiges
Rescript, verausgabe, anzuweisen; nach geschehener Vollendung des Baues aber
solches anhero zu berichten.
Wolfenbüttel am 23. April 1808
Consistorium hierselbst
Dinglinger "
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Nach Carl Ohms amtierte der Schullehrer und Kantor Walter, wie aus einer
Beschwerde 1838 der Gemeinde
1) gegen den Schullehrer Walter wegen zuviel
verlangter Accidenzien und einer Anzeige des Schullehrers Walter von 1848 gegen
verschiedene Hofbesitzer in Hahausen auf Zahlung rückständiger an Kirche und
Schule zu leistenden Prästationen
2).
1852 wurde die Schule in Hahausen zweiklassig unter dem Schulmeister Johann
Probst
3).
Im Zuge des Streckenbaues der Eisenbahn Seesen - Braunschweig wurde auf der
„Wildwiese" bei Hahausen der Abraum aufgeschüttet. Deshalb musste die
Jagdhütte, die den Jägern als Unterkunft bei Unwettern und als Lagerstätte
für die Wildfütterung diente, abgerissen werden. Die Gemeinde erwarb das
Gebäude, stellte es in der Neustadt auf und baute es zu einem zweiten Schulhaus
um. In diesem Gebäude war von 1852 bis 1865 der zweite Unterrichtsraum
untergebracht 4).
1866 - 1900
Mit dem Bau der Braunschweiger Südbahn und der Errichtung des Bahnhofs
Neuekrug-Hahausen 1856 beginnt eine viel versprechende Entwicklung für das
Walddörfchen Hahausen. Zehn Jahre später erfolgte die Gründung der
Neu-Mansfelder Kupferhütte in Neuekrug, die leider die Erwartungen ihrer
Betreiber nicht erfüllte und schließen musste. Nicht lange darauf wurde an
gleicher Stelle die Wehrenpfennig'sche Glashütte errichtet, die ebenfalls nicht
von allzu langer Dauer betrieben wurde.
Als Folge dieser Gründungen zogen viele Familien nach Hahausen. Somit
stiegen auch die Schülerzahlen beträchtlich an. Die Räume im alten
Schulgebäude (die spätere Schlachterei Homann) reichten für die vielen
Schüler nicht mehr aus. Im Hinblick auf die zu erwartende Entwicklung des
Dorfes kaufte die Gemeinde
1) St. A. Wob.: 39 Neu Gr. 12 927
2) St. A. Wob.: 39 Neu Gr. 12 763
3) Freitag, Friedrich: Chronik des .Fleckens Lutter
4) Sommer, Herbert: Mündliche Überlieferung
Chronik, Seite 136
Hahausen den auslaufenden „Kärrnerhof' ass. Nr. 30 für 14.600 Taler
1) 1856 von dem Hofbesitzer
Viebrandt. 1866 wurde das Wohn-Stallgebäude zu einem
Schulhaus mit zwei Klassenräumen und einer Lehrerwohnung umgebaut. Das
Ausgedingehaus (heute noch als „Doktorhaus" bekannt) wurde als
gemeindeeigenes Mietshaus und von 1946 bis 1977 als Gemeindebüro genutzt. Die
Scheune wurde als Wirtschaftsgebäude für den Lehrer hergerichtet. Die Scheune
wurde 1952 an Herrn Taufall veräußert, das Schulgebäude an den Lehrer Gerd
Saiten (Lehrer an der Hauptschule in Seesen) und das „Doktorhaus" an ein
Ehepaar in Hahausen.
Kaufund Umbau der Schule vollzog sich 1866 unter dem ersten Lehrer Johann
Probst (1852 - 1870). Ihm folgten die ersten Lehrer (Schulleiter) Heinrich Benze
(1870 - 1876), Lehrer Hinze (1876 - 1889) und Adolf Ude (1889 - 1900). Als 2.
Lehrer sind noch bekannt: Ernst Heinrich Kick (1889 - 1892) und Lehrer
Schneider.
Nicht alle Namen der Hilfslehrer konnten ermittelt werden. Als 2. Lehrer
wurden damals junge Lehrer nur als Hilfslehrer eingestellt, da sie als solche
keine Dienstwohnung beanspruchen konnten und wegen der geringen Besoldung auch
unverheiratet sein mussten und vom Konsistorium häufig versetzt wurden. Wie
noch aus einem Protokoll des Schulvorstandes in Hahausen vom 23. Oktober 1904
hervorgeht, lehnte der Schulvorstand die Anstellung eines zweiten Lehrers wegen
der mangelnden Wohnräume im Schulgebäude „definitiv" ab und „bittet
Herzogliches Konsistorium, die hiesige 2te Lehrerstelle auch fernerhin durch
einen Hilfslehrer verwalten zu lassen und denselben nicht, wie bisher geschehen
ist, nach kurzer Zeit wieder zu versetzen".
1900 - 1939
Zu Beginn unseres Jahrhunderts setzt sich nach langer Friedenszeit die
positive Entwicklung im schulischen Bereich in Hahausen fort. Mit dem
wirtschaftlichen Aufstieg nimmt auch das Interesse der Bevölkerung an einer
besseren Ausbildung der Kinder zu. Mit der gesetzlichen Einführung von
Schulvorständen im Braunschweiger Land bekommt die Schule den erforderlichen
Rückhalt, um die notwendigen Mittel bei der Gemeinde durchzusetzen und die
pädagogischen Maßnahmen erfolgreich zu vertreten. Dem Schulvorstand zu
Hahausen gehörten 1901 an:
1. Der Gemeindevorsteher Karl Lowes als Vertreter der Gemeinde,
2. Der Ortsgeistliche Göbel von der Schulaufsicht des Konsistoriums in
Wolfenbüttel,
3. Kantor Otto Spannhof als Vertreter der Schule,
4. Hofbesitzer H. Taufall und
5. Hofbesitzer Höfelmann als Vertreter der Schulelternschaft.
Bis zur Auflösung des Schulvorstandes am 1. April 1954 hatte er als
Öffentlichrechtliche Institution ein umfangreiches Aufgabengebiet. Er legte
Beginn und Ende der Sommer- und Herbstferien fest, stellte den Schuletat auf,
beantragte bei der Gemeinde Reparaturen am Schulgebäude und in den
Lehrerwohnungen,
1) Freitag, Friedrich: Chronik des Fleckens Lutter
Chronik, Seite 137
beschloss Um- und Neubauten, beschaffte Lehr- und Lernmittel, gewährte
Lehrmittelfreiheit und Zuschüsse auf Wanderfahrten für minderbemittelte
Kinder, genehmigte den Stundenplan, nahm Stellung zu Behördenschreiben und
hatte Mitspracherecht bei Anstellung und Entlassung eines Lehrers oder
Einrichtung einer neuen Planstelle. Auch in Hahausen stand nunmehr der Lehrer
nicht allein da, um die schulischen oder persönlichen Belange bei der Gemeinde,
im Amt Lutter, der Kirche oder dem Staat gegenüber zu vertreten. Und so
erfahren wir aus den Protokollen zu Hahausen 1) viel von den Aktivitäten
dieses Gremiums. Wir lernen die Vorhaben in vielen schulischen Bereichen des
ersten Lehrers Otto Spannhof (1900 - 1912) mit den Hilfslehrern Meyer (bis
1905), Klemann (1905 - 1907), Ernst (1907 - 1909) und Gustav Obermann (1909 -
1917) kennen.
Ehemalige Schüler aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg
erzählten dem Verfasser vor noch nicht langer Zeit, wie sie mit dem Kantor
Spannhof „auf den ersten Blick" im Frühling in die Osterköpfe gingen,
um Frühblüher aufzusuchen und zu beobachten. Sie berichteten von Ausflügen in
die Umgebung, um die Heimat kennen zulernen. Sie sammelten Pflanzen und
bestimmten ihre Namen. In den Steinbrüchen untersuchten sie Steine nach
pflanzlichen Abdrücken und verglichen die Gesteinsschichten in den Osterköpfen
mit denen im Langenberg und des Harzrandes.
Es ist heute für uns fast unvorstellbar, wie nur zwei Lehrer an der Schule
in Hahausen über viele Jahre hinweg um 140 Schulkinder mit Erfolg unterrichten
konnten.
Doch lassen wir Auszüge aus Protokollen
jener Jahre für sich sprechen. Der
Schulvorstand genehmigt auf der Sitzung am 19. Juli 1903 Reparaturen in der
Lehrerwohnung und in den beiden Klassenzimmern und unter Punkt 5 „die
Anschaffung von 6 Anschauungsbildern und der notwendigsten physikalischen
Apparate im Preise von c. 45 M." Am 8. Mai 1904 beschließt der
Schulvorstand unter Punkt 2 „dass die Klassenzimmer, auch die beiden Flure
nebst Treppe, monatlich einmal gründlich gereinigt (gescheuert) werden. Der
Hausflur unten und oben ist alle Sonnabende feucht aufzunehmen". Und unter
Punkt 4 heißt es: „Dem Hilfslehrer Meyer wird das Gehalt für Monat April
1904 ganz bewilligt".
Es wird heute so viel über Naturschutz und Verschmutzung der Gewässer
diskutiert. Ich möchte mit einem Auszug aus dem Protokoll vom 21. Juni 1906
daran erinnern, das die Schule in Hahausen schon lange vor dem ersten Weltkrieg
sich für den Tierschutz eingesetzt hat. Punkt 2 des Protokolls lautet: „Der
Vorsitzende (Lehrer Spannhof) unterbreitet dem Schulvorstande die Wünsche des
braunschw. Tierschutzvereins und der Herzoglichen Kreisdirektion bezüglich
Förderung des Tierschutzes in der Schule. Es stellt sich heraus, dass diese
Bestrebungen bereits seit längerem in der Schule von den Lehrern in
weitgehendem Maße berücksichtigt sind. Es werden jährlich z. B. mehr als 100
Tierschutzkalender verteilt. Wandtafeln der einheimischen Singvögel sind
vorhanden. In dem Antwortschreiben an Herzogl. Kreisdirektion soll auf die
Tierquälerei infolge der Dohnenstiege (Schlingen zum Vogelfang) hingewiesen
1) Protokollbuch der Schule Hahausen 1901 - 1954
Chronik, Seite 138
werden, deren Anblick dem kindlichen Gemüt unabsehbaren Schaden
verursacht." Über Wasserreinhaltung lesen wir unter Punkt 4: „Von der Gendarmerie zu
Lutter ist dem Schulvorstande hier eine Änderung des Wasserablaufs von der Küche nach der Straße aufgegeben. Herr Kantor Spannhof betont,
dass nur
reines
Leitungswasser dort abfließt. Es soll jedoch vom Klempner Züchner-Lutter
ein Knierohr mit Bretterverschlag an der Mauer bis zur Gosse heruntergeleitet
werden."
Der Schulvorstand lässt jährlich Reparaturen an den Gebäuden und in den
Innenräumen durchführen und die Wände und Decken bei Bedarf mit einem
neuen Anstrich versehen.
Alte Schulbänke werden laufend durch neue ersetzt.
Durch Anbringen von Paneelen in den Klassenräumen und den Fluren werden
die Schulräume freundlicher gestaltet.
Auf der Sitzung am 6. Juli 1910 wird unter „Verschiedenes"
beschlossen: „Ein
Reck soll angeschafft werden." Das Reck wurde noch vom Verfasser bis
1952 im Sportunterricht benutzt.
Das Protokoll vom 11. Juli 1910 berichtet von einer umfangreichen
Tagesordnung. „Anwesend: Sämtliche Mitglieder des Schulvorstandes (Pastor Gagelmann,
Gem.
Vorsteher Lowes, Gutsbesitzer Prien, Kantor Spannhof, Hilfsprediger Graf). Der Schulklassenvoranschlag für 1912/13 wird aufgestellt, das
Schulanschlagsbuch
desgl. Die Herbstferien sollen vom 30. September bis 24. Oktober dauern.
An Reparaturen soll folgendes ausgeführt werden:
I. Klasse - Alles mit Öl streichen, Decke weißen.
II. Klasse - Paneel anbringen, mit Öl alles streichen, Decke weißen.
Korridor oben: Paneel ganz herum und streichen.
I. Lehrerwohnung: Speisekammerfenster zusetzen und das Ganze mit Öl
streichen, ebenso kleine Stube vor der Küche.
II. Lehrerwohnung: Stube soll tapeziert werden, Decke weißen.
In der letzten Sitzung des Schulvorstandes am 12. 2. 1913 vor Ausbruch des
ersten Weltkrieges erfahren wir:
„Punkt 1: Der Voranschlag für 1913/14 wird aufgestellt. Punkt 2: Die
Dachreparaturen sollen nach Vertrag erledigt werden. Punkt 3: Das Garteninventar
der rechten Seite ist nicht zu übernehmen, da die Bäume vom Vorgänger des
jetzigen Inhabers auch nicht bezahlt sind. Punkt 4: Die 30 Mark für Vertretung
in der Schule durch Pastor Graf werden angewiesen; allerdings verlangt der
Schulvorstand, dass der Ortsgeistliche zur Haltung der bisherigen Schulstunden
in geeigneter Weise angehalten wird." In den Jahren 1914 und 1915 fanden
nur zwei Sitzungen zur Aufstellung des Schulkassenvoranschlages statt.
Aus der Zeit des ersten Weltkrieges (1914/18) liegen nur spärliche Berichte
vor. Bemerkenswert sind jedoch einige Beratungspunkte, die sich aus dem
Kriegsgeschehen ergaben. In den Sitzungen vom 16. 11. 1916 und 14. 11. 1917 wird
wegen Arbeitermangel auf den Feldern beschlossen: „Einige zu junge Kinder
können zu Ostern (kommenden Jahres) die Schule verlassen." Und im
Protokoll vom Juni 1917 heißt es lakonisch: „Für den auf dem Felde der Ehre
gefallenen
Chronik, Seite 139
Lehrer Obermann soll eine Schulfeier stattfinden, deren Ausgestaltung dem
Vorsitzenden (Lehrer Hennecke) überlassen bleibt."
Festzuhalten wäre noch, dass Lehrer und Kantor Hennecke während des Krieges
über lange Zeit hinweg allein etwa 140 Schüler in den beiden Klassen
unterrichtete. Mit viel Geschick und strenger Disziplin wurden die Schüler in
Gruppen sinnvoll beschäftigt und in seiner jeweiligen Abwesenheit von
ausgesuchten Schülern bei den Schularbeiten beaufsichtigt, wie sich damalige
Schüler heute noch lebhaft erinnern können.
Um die Kontrolle über die Schüler auszuüben, ließ Hennecke in der Decke
über der Tür im unteren Klassenraum ein rechteckiges Loch von etwa 15 x 25 cm
ausschneiden, um nach der jeweiligen Lautstärke den Lerneifer der Schüler in
beiden Klassen gleichzeitig beurteilen zu können. So eilte der dienstbeflissene
Lehrer Hennecke in den Schulstunden treppauf und ab, um einen erfolgreichen
Unterricht zu gewähren.
Das rechteckige Brettchen, das nach dem Kriege eingelassen wurde und die
Öffnung verschloss, kündete noch bis zum Umbau der oberen Klasse 1967 von dem
unermüdlichen und pflichtbewussten Dorfschulmeister Hennecke in Hahausen.
Der Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik nach dem Ende des Krieges
brachte auch einschneidende Änderungen in der Schulverwaltung. Die geistliche
Schulaufsicht des Konsistoriums in Wolfenbüttel wurde von der Staatlichen
Volks-Schulkommission in Braunschweig abgelöst. Damit ändert sich auch die
Zusammensetzung des Schulvorstandes, da der Ortsgeistliche nicht mehr von Amts
wegen dazugehört. Dem ersten Schulvorstand nach dem Krieg gehörten am 10. 2.
1919 an: Lehrer August Hennecke, Vertreter der Schule, Landwirt Karl Illers,
Elternvertreter, Landwirt Karl Homann, Elternvertreter, Landwirt Karl Lowes,
Gemeindevorsteher, Waldarbeiter Wilhelm Klauenberg, Elternvertreter. Wilhelm
Klauenberg wird zum Vorsitzenden gewählt.
Ausführliche Sitzungsprotokolle des Schulvorstandes vermitteln uns ein
getreues Bild der Schule zwischen den beiden Weltkriegen. Trotz der vielen neuen
Verordnungen und des mehrmaligen Wechsels der Mitglieder bis 1922 im
Schulvorstand wurde doch eine beachtliche Arbeit zum Wohle der Schule geleistet,
was die häufigen Sitzungen bezeugen und sicher auch dem beharrlichen Einsatz
des Lehrers Hennecke zu verdanken ist.
Die Rechte des Schulvorstandes bleiben bestehen. Auf der Sitzung am 13. Juli
1919 werden u. a. folgende Beschlüsse gefasst: „Die Kosten der elektrischen
Anlagen in der Schule für beide Lehrer bis zur Zimmerdecke werden genehmigt. Es
werden ca. 12 Brennstellen nötig sein," und „Der Schulbrunnen (er befand
sich in der Ecke auf dem Gemeindegrundstück zwischen Schulgarten und Beltaus
Grundstück) soll repariert werden. Die Arbeiten sollen dem Schmiedemeister
Willke übertragen werden." Mit manchen Neuerungen konnte sich der
Schulausschuss nicht befreunden und so beschließt er in seiner Sitzung am 28.
12. 1919 unter Punkt 2: „Von Elternabenden und Elternausschüssen will man
hier absehen."
Chronik, Seite 140
Über den Zustand der Lehrerwohnungen im Schulgebäude gibt ein gemeinsamer
Einspruch des Schulvorstandes mit dem Gemeinderat gegen eine Umbesetzung der 2.
Lehrerstelle vom 10. Februar 1920 an die Volksschulkommission zu Braunschweig.
Hier der Wortlaut: „In der gemeinsamen Sitzung des Gemeinderates und des
Schulvorstandes am 10. 2. 1920 wurde einstimmig beschlossen, der Hohen
Volkskommission zu Braunschweig folgende dringende Bitte vorzulegen: von einer
definitiven Besetzung der hies. 2. Lehrerstelle durch den Hilfslehrer abzusehen
und den Hilfslehrer Gerhard Kleinau bis zu seiner festen Anstellung hier zu
belassen und zwar aus folgenden Gründen: Da der Hilfslehrer Henze sich sofort
zu verheiraten gedenkt, muss für eine ausreichende Wohnung gesorgt werden. Der
Bau einer solchen ist bei der jetzigen Finanzlage der Gemeinde, bei den hohen
Löhnen und den Preisen für Baumaterial schlechterdings unmöglich.
Die für den zweiten Lehrer verfügbaren Räume bestehen aus l Stube, 2
Kammern, die 2,60 x 2,70 m und 2,60 x 2,44 m groß sind, und einer bislang vom
1. Lehrer Hennecke benutzten Bodenkammer, Keller und Waschraum sind nicht
vorhanden, und l Küche. Die Räume des ersten Lehrers sind so beschränkt, dass
ihm nicht zugemutet werden kann, noch mehr abzugeben. - Schon in der Sitzung des
Schulvorstandes am 23. Oktober 1904 wurde vom Schulvorstande beschlossen, „der
Schulvorstand hält es jedenfalls nicht für zweckmäßig und angebracht, dass
zwei verheiratete Lehrer in den vorhandenen Räumen wohnen, da die Lage und
Einrichtung derselben derartig ist, dass sich sehr leicht unangenehme Konflikte
und Streitfragen ergeben könnten. Der Schulvorstand bittet Herzogl.
Konsistorium die hiesige 2te Stelle auch fernerhin durch einen Hilfslehrer
verwalten zu lassen und denselben nicht, wie bisher geschehen, in kurzer Zeit
wieder zu versetzen. P. Göbel. Das hiesige Schulgebäude, früher Wohnhaus des
Landwirts Viebrandt, ist überhaupt ungeeignet, 2 Schulklassen und 2
Lehrerwohnungen herzugeben. Erst wenn die beiden Klassen in einem besonderen
Hause (Klassengebäude) untergebracht, würde dem Übelstande, unter dem hies.
Schule schon jahrelang leidet, abgeholfen werden. Aber, wie schon gesagt, ist
die jetzige Zeit aus angeführten Gründen dazu ungeeignet."
Aus den
Protokollen vom 26. März und 2. April 1920 erfahren wir, dass der Einspruch der
Gemeinde nicht berücksichtigt wurde und Lehrer Henze von Wolfenbüttel am 1.
April 1920 nach Hahausen versetzt worden ist. Er bekommt die Wohnung im ersten
Stock zugewiesen, außer dem nach Osten zu gelegenen großen Wohnzimmer, das dem
ersten Lehrer Kantor Hennecke zur Verfügung gestellt wird. Das Wohnzimmer wird
für Hennecke durch eine Trennwand in ein Arbeitszimmer und einen großen
Schlafraum umgebaut. Der Garten wurde so geteilt, dass der erste Lehrer die
linke Seite und der zweite Lehrer die rechte Seite zur Bewirtschaftung erhält.
1920 wird auch der obere Flur durch eine Bretterwand geteilt, so dass die
auseinander liegenden Räume eine geschlossene Wohnung bilden.
Erstmalig wird an der Schule Hahausen der Handarbeitsunterricht für Mädchen
eingeführt. Wir lesen im Protokoll vom 26. März 1920: „1) Der Dienstvertrag
mit der Industrielehrerin Frau Kantor Hennecke wird vorgelegt und genehmigt.
Chronik, Seite 141
Er tritt am 1. April 1920 in Kraft." Dem neu gewählten Schulvorstand vom
8. Mai 1922 gehören an:
1.
Lehrer August Hennecke
2.
Waldarbeiter Heinrich Dürkop (Nr. 53)
3.
Waldarbeiter Wilh. Klauenberg
4.
Landwirt Karl Illers
5.
Gutsbesitzer Otto Prien
Zum Vorsitzenden wird Kantor Hennecke gewählt.
Trotz der Teuerung durch die fortschreitende Inflation wird vom
Schulvorstand neben den steigenden Kosten für den Unterhalt der
Schule am 12. Juni 1922 die Anschaffung einer Karte von Deutschland
von Goebler (390 M) und eines Elektrophor mit Nebenapparaten (345 M)
bewilligt.
Mit Staunen vernimmt man, dass der Schulvorstand am 23.10.1922
beschließt: „Dem Kantor Hennecke werden für die Beschaffung der
Saiten und des Kolophoniums für die Schulgeige vom 1. April 1922 an
jährlich 200 M bewilligt." Am 13. 4. 1924 beschließt der
Schulvorstand u. a. eine teilweise Lernmittelfreiheit für die
Schulkinder. Der Beschluss lautet: „Die Lesebücher und Fibeln
sollen vom 1. 4.1924 an die Kinder nicht mehr verkauft, sondern für
eine Leihgebühr von 50 Pfg. für das Jahr verliehen werden".
Am 24. 8.1924 wird vom Schulvorstand in Erwartung, dass der
Kreisausschuss die gleiche Summe beisteuert, beschlossen, für die
Beschaffung von Büchern zur Einrichtung einer Bücherei für die
Oberklassen als Grundstock 30 G.-M bereitzustellen. Am 24. Juni 1925
hat die Kreisdirektion die beantragten 30 M bewilligt. Am 31. März
1925 tritt Kantor August Hennecke in den Ruhestand. Zum gleichen
Zeitpunkt scheidet seine Ehefrau als Handarbeitslehrerin aus dem
Schuldienst. Mit Wirkung vom 1. April 1925 wird Lehrer Richard
Timmer als 1. Lehrer nach Hahausen versetzt.
Zum 1. April d. J. wurde Frau Emma Henze durch Los zur
Handarbeitslehrerin gewählt, da noch weitere Bewerbungen vorlagen.
Um den Unterricht „lebendiger" zu machen, wird ein
Lichtbildapparat für 100 M für die Schule angeschafft.
Für das Schulfest am 19. Juli 1925 werden die Kosten durch eine
Sammlung von freiwilligen Helfern in der ganzen Gemeinde
aufgebracht. Am 21. Juni 1926 tritt der neu gewählte Schulvorstand
zusammen. Ihm gehören an:
1.
Dreschmaschinenbesitzer Fritz Ohms
2.
Waldarbeiter Wilhelm Klauenberg
3.
Eisenbahnassistent Heinrich Sommer
4.
Gemeindevorsteher Ferdinand Immenroth
5.
Lehrer Richard Timmer
Zum Vorsitzenden wurde Lehrer Timmer gewählt.
Am 12. Januar 1928 beschließt der Schulvorstand unter Punkt 3: „Es
soll im letzten Schulvierteljahr 1927/28 der vom Landessch. für die
Volksschulen empfohlene Säuglingspflegeunterricht durchgeführt
werden; erteilt wird er durch die Ehefrau des 1. Lehrers, Frau Elis.
Timmer." Der Säuglingspflegeunterricht wurde auch in der
Folgezeit beibehalten.
Chronik, Seite 142
1929 scheidet Herr Ohms aus dem Schulvorstand aus, als sein Nachfolger wird
der Former Ludwig Püllmann gewählt.
In den letzten Jahren ist die Schülerzahl in Hahausen beträchtlich
angestiegen, die beiden Klassenräume reichen für den Unterricht nicht mehr
aus. Der Schulvorstand fasst im Beisein des Schulrates Graumann am 26. November
1929 folgenden Beschluss: „Nach längerer Aussprache über einen eventuellen
Schulbau resp. Anbau neuer Klassen waren die Herren des Schulvorstandes
einmütig der Meinung, dass unbedingt etwas geschehen müsse, da die Kinderzahl
in der Gemeinde im Ansteigen begriffen ist und die Kinder nicht mehr vollzählig
untergebracht werden können. Ob Neubau oder Anbau, muss den weiteren
Verhandlungen mit dem Ministerium überlassen bleiben. Der Bericht an die
Regierung wird durch Herrn Schulrat Graumann veranlasst." Die Schule
veranstaltet jährlich Schulfeste im Sommer und unternimmt Tageswanderungen in
die nähere Umgebung und mehrtägige Wanderfahrten. Im Winter werden
Elternabende abgehalten.
Im Juni 1930 fahren die Kinder der Grundschule mit ihrem Klassenlehrer, Herrn
Henze, mit der Eisenbahn für einen Tag nach Bad Harzburg und Umgebung. Um die
gleiche Zeit fährt die Oberstufe mit ihrem Klassenlehrer Timmer für zwei Tage
nach Thale, ins Bodetal, nach Rübeland und Wernigerode. Sie übernachten in
Neuwerk. Für Minderbemittelte bezahlte die Schulkasse die Fahrt. Im Beisein des
Schulrates Schulze wird vom Schulvorstand am 26. 4. 1931 ein Schreiben des
Staatsministeriums zur Kenntnis genommen, dass in Hahausen wegen der hohen
Schülerzahl rückwirkend vom 1. April die 3. Lehrerstelle eingerichtet worden
ist. Mit der Verwaltung derselben ist der Hilfslehrer Gustav Bonewaldt
beauftragt.
Am 30. 4. 1931 wird vom Gemeinderat und Schulvorstand im Beisein des
Schulrates Schulze in einer gemeinsamen Sitzung folgender Beschluss gefasst: „...,
dass die in der hiesigen Schule vorhandenen Schulräume zur Durchführung eines
geordneten Schulbetriebes nicht mehr ausreichen. In Aussicht ist die Ermietung
eines behelfsmäßigen Klassenraumes in dem Hause des Gutsbesitzers Otto Prien
zu einem Mietpreis von 540 M jährlich, inclusive Feuerung und Reinigung,
genommen."
Lehrer Henze verlässt am 31. März 1933 Hahausen. Der Hilfslehrer Rudolf
Diestel wird vom Minister für Volksbildung in Baunschweig auf die 2.
Lehrerstelle nach Hahausen versetzt.
Vom Gemeinderat wurden im Juni 1933 folgende Herren in den Schulvorstand
gewählt:
Reichsbahnassistent
Heinrich Sommer
Hilfsweichenwärter Karl Kraatz
Landwirt Hermann Märten
Gemeindevorsteher Wilhelm Busse
Lehrer Richard Timmer
Zum Vorsitzenden wurde Lehrer R. Timmer gewählt.
Laut Verfügung des Ministers für Volksbildung beschließt der Schulvorstand
am 26. Juni 1933 unter Punkt 2: „Die Fahne der Schule soll wie folgt geändert
werden: Hintere Seite neu (schwarz, weiß, rot), darin das Hakenkreuz; kleine
Chronik, Seite 143
Stickerei: Schule Hahausen 1933." Am 10. Dezember 1933 beantragt der
Gemeinderat beim Minister für Volksbildung in Braunschweig die Aufhebung der
dritten Lehrerstelle zum 31. März 1934. Er begründet den Antrag u. a. „...,
dass wegen der knappen Haushaltsmittel, ob es nicht möglich sei, die dritte
Lehrkraft einzusparen. Der Unterricht der Klasse kann eventuell durch
Kurzstunden und Nachmittagsunterricht erteilt werden." - Der Mietvertrag
über den Behelfsschulraum mit Herrn Prien wird am 1. April 1934 aufgehoben.
Lehrer Bonewald verlässt Anfang April 1934 Hahausen.
Von 1933 bis 1939 amtieren folgende 2. Lehrer an der Volksschule in Hahausen:
Rudolf Diestel (1. 4.1933 - 31. 3.1934), Bruno Gremmel (1. 4.1934 - 31. 3.1937;
1937 erfolgt seine Ernennung zum 1. Lehrer), Gustav Vellmer (1. 5.1937 bis zu
seiner Einberufung zum Wehrdienst am 3.10.1937), Heinrich Selecke (3.10.1937 -
Gefallen 1944 im Kriegseinsatz), Albert v. Einem (1.11.1938 - 1. 2.1939). Am 30.
März 1933 beschließt der Schulvorstand, dass die obere Wohnung im
Schulgebäude vom 1. Lehrer bewohnt wird, die untere Wohnung steht dem 2. Lehrer
zur Verfügung. Da die Hilfslehrer unverheiratet waren, wurden von ihnen nicht
immer alle Räume belegt. Deshalb stellt der B. d. M. (Bund deutscher Mädel)
einen Antrag an den Schulvorstand auf Überlassung des großen Zimmers in der
unteren Lehrerwohnung für den Dienst am Staats jugendtag (Sonnabend). Auf
diesen Antrag fasst der Schulvorstand am 20. 9.1934 folgenden Beschluss: „Der
Schulvorstand ist der Auffassung, dass durch den Gebrauch des Zimmers dasselbe
so leiden würde, dass es ohne große Reparaturen nicht mehr als Wohnzimmer zu
benutzen wäre. Die entstehenden Kosten (Fußboden, Lichtzähler, Tapeten,
Reinigung) würden so hoch sein, dass der Schulvorstand die Kosten als nicht
tragbar ansieht. Nur aus diesen Gründen lehnt der Schulvorstand den Antrag ab.
V. g. u. u. Timmer, Busse, Kraatz, Märten, Ristig." Auf das Rundschreiben
Nr. 195/36 des Schulamtes IX, Betr.: „Schönheit der Arbeit", beschließt
der Schulvorstand am 2. März 1936: "Der Schulhofsoll im Sommer
aufgeschüttet werden, die nötigen Gelder sind im Voranschlag eingesetzt."
An die Stelle des ausscheidenden 1. Lehrers Timmer zum 1. April 1936 wird Lehrer
Robert Sommer aus Braunschweig nach Hahausen versetzt. Laut Verordnung des
Ministers für Volksbildung müssen die Schulen Gemüsegärten für
Unterrichtszwecke einrichten. Am 24. April 1936 beschließt der Schulvorstand:
„Auf das Rundschreiben des Schulrats Schünemann vom 31. 3. 1936 wird
beschlossen, den Hausgarten der Schule Hahausen als Unterrichts- und
Arbeitsstätte zu benutzen, ohne dass das Nutzungsrecht des Lehrers davon
beschränkt wird."
Mit Ablauf des Schuljahres 1936/37 verlässt Lehrer Sommer Hahausen. Mit
Wirkung vom 1. 4. 1937 wird der bisherige 2. Lehrer Bruno Gremmel zum
Schulleiter ernannt.
Am 26. Januar 1937 beschließt der Gemeinderat, eine neue Schule im
Vogelslauf, hinter dem Wohngrundstück Heinrich Klingebiel, zu bauen. Dem Rat
lagen die Bauzeichnung und der Kostenanschlag für einen Schulneubau vor. „. .
. es soll mit der Finanzfrage und anderen technischen Dingen mit den
zuständigen Stellen in Verhandlungen getreten werden."
Chronik, Seite 144
Unterrichtssituation an der Schule Hahausen während des II. Weltkrieges
1939/45
Bericht des damaligen Schulleiters Bruno Gemmel im Protokollbuch des
Schulvorstandes Hahausen:
„Während des Krieges 1939/45 waren zum Kriegsdienst eingezogen der Lehrer
Bruno Gremmel, der Hilfslehrer Heinrich Seelecke und der Hilfslehrer Gustav
Vellmer, der für den Hilfslehrer Seelecke nach hier versetzt worden war. Als im
weiteren Verlauf des Krieges im Herbst 1943 eine große Zahl, insbesondere aus
der Stadt Braunschweig, evakuierte Familien nach Hahausen kam und dadurch die
Zahl der Schulkinder auf ungefähr 150 stieg, übernahm Frau Johanna Gremmel,
geb. Vellmer, als Laienkraft einen Teil des Unterrichts und sorgte in
Zusammenarbeit mit ihrem Manne dafür, dass der Leistungsstand der Schule auf
der alten Höhe gehalten wurde. Als sodann im Juli 1944 nach einem Jahr
angestrengtester Arbeit der Lehrer Gremmel trotz seiner Versehrtheit abermals
zum Kriegsdienst eingezogen wurde, wurde die Kindergärtnerin und
Grundschullehrerin Carola Schweckendieck, verehelichte Ottemann, als
Behelfskraft von Langelsheim nach hier versetzt. Unter den schwierigsten
Verhältnissen führten diese beiden Frauen trotz ihrer häuslichen Sorgen und
trotz des Anwachsens der Kinderzahl auf 200, bedingt durch die aus Ost und West
heranflutenden Flüchtlingsfamilien, insbesondere in den letzten Monaten durch
Feindeinflüge häufig unterbrochenen Unterricht bis wenige Tage vor dem
Einmarsch der Amerikaner, der am 10. 4.1945 ohne Zwischenfälle in Hahausen
erfolgte, durch. Um den Unterricht an der Schule zu bewältigen, wurden die im
Felde stehenden Lehrer, außer den oben genannten Frauen, noch vertreten:
Lehrer
Kurdum, Langelsheim
Lehrer Schmalbruch, Langelsheim
Lehrer Steinhoff, Langelsheim
Lehrer Koch, evakuiert aus dem Saargebiet
Lehrer Ahrens, Seesen
Lehrer
Arnecke, Seesen
Lehrer Diestel, Seesen
Lehrer
Renneberg, Seesen
Lehrerin Auerbach, Seesen
Lehrerin
Grubert, Seesen
Lehrerin Schröder, Seesen
Lehrerin Thielhorn, Seesen
Der Lehrer Bruno Gremmel wurde im Juni 1945 aus dem Luftwaffenlazarett
Braunschweig entlassen und übernahm alsbald nach seiner Bestätigung durch die
Militärregierung wieder die Schulleitung. Der die 2. Stelle innehabende Lehrer
Gustav Vellmer meldete sich inzwischen aus amerikanischer, später
französischer Kriegsgefangenschaft.
Am 11.1.1946 wurde der Schule der Flüchtlingslehrer Arnold Jahns zur
Dienstleistung zugeteilt, während der Lehrer Gremmel zum 1. 2. 1946 als
Schulleiter nach Harlingerode versetzt wurde.
Chronik, Seite 145
Im Jahre 1944 starb der Lehrer Heinrich Seelecke den Heldentod. - Ehre seinem
Andenken!
Hahausen, 10. II. 1946 gez.
Gremmel, Lehrer "
Laut Meldung an das Schulamt in Gandersheim vom 3. 10. 1945 waren in
Hahausen: a) l Lehrer, Bruno
Gremmel, evangelisch
b) 141 Schulkinder, davon 130
evang., 10 kath., l Dissident
Wegen der
schlechten Ernährungslage erhalten 10 unterernährte Kinder Milchkarten (1/4
l pro Schultag) in Hahausen.
Mit Schreiben vom 1.12.1945 beantragt Lehrer Gremmel beim Schulamt
Gandersheim die Lieferung von Schulbüchern und Heften für 140 Schulkinder
gegen abgeliefertes Altpapier.
Um die Kohlenversorgung sicherzustellen, muss der Schulleiter für den Monat
im voraus den Kohlebedarf melden. Kohlen wurden aber im Winter 1945/46 nicht
geliefert!
Chronik, Seite 146
Schulentwicklung in Hahausen
von 1946 bis zur Auflösung der Schule 1976 1}
Jahr |
Schulanfänger |
Schüler insgesamt |
Schuljahrgänge |
Übergang zur |
Lehrer
|
Realschule |
Gymnasium |
1946 |
40 |
182 |
1-8 |
— |
— |
3 |
1947 |
51 |
206 |
1-8 |
— |
2 |
3 |
1948 |
44 |
233 |
1-8 |
1 |
3 |
4 |
1949 |
28 |
248 |
1-8 |
8 |
5 |
4 |
1950 |
35 |
250 |
1-8 |
1 |
2 |
5 |
1951 |
28 |
218 |
1-8 |
— |
7 |
5 |
1952 |
13 |
184 |
1-8 |
1 |
2 |
5 |
1953 |
19 |
175 |
1-8 |
2 |
4 |
4 |
1954 |
16 |
154 |
1-8 |
— |
6 |
4 |
1955 |
21 |
137 |
1-8 |
— |
2 |
4 |
1956 |
27 |
135 |
1-8 |
3 |
— |
3 |
1957 |
18 |
124 |
1-8 |
1 |
3 |
3 |
1958 |
15 |
110 |
1-8 |
3 |
4 |
3 |
1959 |
11 |
102 |
1-9 |
3 |
4 |
3 |
1960 |
13 |
101 |
1-8 |
3 |
— |
3 |
1961 |
15 |
100 |
1-8 |
6 |
2 |
3 |
1962 |
25 |
109 |
1-8 |
4 |
2 |
3 |
1963 |
14 |
111 |
1-8 |
— |
2 |
3 |
1964 |
23 |
111 |
1-8 |
3 |
— |
3 |
1965 |
12 |
105 |
1-8 |
3 |
1 |
3 |
1966 |
20 |
111 |
1-8 |
4 |
3 |
3 |
1967 |
21 |
87 |
1-8 |
8 |
4 |
3 |
1968 |
19 |
79 |
1-6 |
5 |
3 |
2 |
1969 |
18 |
62 |
1-4 |
4 |
3 |
2 |
1970 |
16 |
81 |
1-4 |
4 |
3 |
2 |
1971 |
8 |
58 |
1-4 |
9 |
7 |
2 |
1972 |
9 |
42 |
1-4 |
7 |
5 |
2 |
1973 |
15 |
43 |
1-4 |
3 |
3 |
2 |
1974 |
9 |
33 |
1-3 |
5 |
1 |
1 |
1975 |
7 |
31 |
1-3 |
4. Kl. nach Lutter |
1 |
1976 |
Die Schule in Hahausen wurde am 31. 7. 1976 aufgelöst |
1) Schulchronik Hahausen 1946 - 1976
Chronik, Seite 147
Auflösung der Schule in Hahausen 1)
Mit der Errichtung der Gesamtschulen (Mittlpunktschulen), in zentral
gelegenen Ortschaften wird auch die Schule in Hahausen durch systematischen
Abbau verkleinert und am 31. Juli 1976 aufgelöst.
-
Ab 1. 4.1960 besuchen Kinder aus Hahausen das freiwillige 9. Schuljahr an
der Hauptschule in Seesen.
-
Am 1. 4. 1962 wird das 9. Schuljahr als Schulpflichtjahr in Niedersachsen
eingeführt. Ab diesem Termin besuchen alle Schüler des 9. Schuljahres die
Hauptschule in Seesen.
-
Mit Beginn des Schuljahres am 1. August 1968 besuchen die Kinder aus
Hahausen ab 7. Schuljahr die Mittelpunktschule in Seesen. (Das Schuljahr 1966/67
wurde in zwei Kurzschuljahre aufgeteilt, und zwar vom 1. 4. bis 30. 11. 1966 und
vom 1. 12. 1966 bis 31. 7. 1967, und der Beginn der Schuljahre auf den 1. August
verlegt).
-
Vom 1. 8. 1967 an besuchen alle Kinder ab 5. Klasse die Orientierungsstufe
an der Mittelpunktschule in Seesen.
-
Vom 1. 8. 1974 bis 31. 7. 1976 besuchen die Schüler der 4. Klasse die
Schule in Lutter.
-
Nach Schließung der Schule in Hahausen am 31. 7.1976 werden die Kinder
aus Hahausen in folgenden Schulen unterrichtet:
Schuljahrgänge
|
l - 4
|
in der Grundschule in Lutter,
|
Schuljahrgänge
|
5 - 6
|
in
der Orientierungsstufe an der Mittelpunktschule in Seesen
|
Schuljahrgänge
|
7 - 9
|
in der Hauptschule in Seesen oder
|
Schuljahrgänge
|
7 -
10
|
in der Realschule in Seesen
|
Schuljahrgänge
|
7 - 13
|
im Gymnasium in
Seesen
|
Die Schüler fahren in Schulbussen, in Linienbussen oder mit der Eisenbahn in
ihre Schulorte.
1) Schulchronik Hahausen 1946 - 1976
Chronik, Seite 148
Übersicht über Studienabschlüsse von Schülern aus Hahausen 1946 - 1974
7 Volksschullehrer
|
(Ortwin Jahns, W. Mull, J. Schwabe, Lore
Bruhne, F. Steinhof, U. Kalberiah,
Angelika Vellmer) (Armin Jahns, Wilhelm Kalbreier)
|
3 Sonderschullehrer
|
(O. Sandvoß, R. Wagner, Manfred
Kraatz)
|
3 Gymnasiallehrer
|
(Hubert Jahns, Fr.
Ohlendorf, Dietrich Kassebaum)
|
2 Atomphysiker
|
(Armin Jahns, Wilhelm
Kalbreier)
|
2 Bau- und
Vermessungsingenieure
|
(Gustav Schmidt, Peter
Blenke)
|
2 Ärzte
|
(Justus Vellmer, Ulrike v. Einem)
|
2 Zahnärzte
|
(Bärbel
Krause, Bernd Krause)
|
l Jurist
|
(Dietmar
Schiemenz)
|
Weiterbildung ehemaliger Schüler aus Hahausen auf dem „zweiten
Bildungswege" nach 1945
Über mehrere Jahre nach dem verlorenen Kriege konnten die meisten Eltern
ihre Kinder nicht auf eine weiterführende Schule schicken. Die Familien aus den
zerbombten Städten Westdeutschlands und aus den Vertreibungsgebieten hausten
jahrelang auf engstem Raum oft nur in einem Zimmer und besaßen meist nur das,
was sie auf dem Leibe trugen. Die Hauptsorge der Eltern war zunächst, eine
Arbeitsstelle zu finden, eine sichere Existenz aufzubauen und ein neues Heim
für die Familie einzurichten.
In vielen Familien fehlten die Väter, da sie im Kriege gefallen waren oder
sich bis zu einem Jahrzehnt nach dem Kriege in sowjetischer Kriegsgefangenschaft
befanden.
Es fehlten durchwegs die Mittel, um bis 1951 noch Schulgeld für das
Gymnasium zu zahlen und die Kosten für die Schulbücher und Fahrkosten
aufzubringen. Umso beachtenswerter ist es, dass viele Jugendliche noch während
ihrer Berufsausbildung oder im späteren Arbeitseinsatz viel Zeit und Geld
aufwendeten, um sich beruflich weiterzubilden. Es war leider nicht möglich alle
zu erfassen, die während ihrer Schulzeit mit ihren Eltern wegzogen oder später
nach ihrer Berufsausbildung in andere Orte in Deutschland oder in das Ausland
verzogen. Viele von ihnen besuchten neben ihrer Tätigkeit Fachschulen,
Aufbaugymnasien, Volkshochschulen an den Abenden oder in ihrer Freizeit, die „Zeitsoldaten"
beim „Bund", und erreichten so die mittlere Reife oder gar die
Hochschulreife für ein Studium an einer Hochschule oder an einer Universität.
Viele erwarben so eine bessere Ausbildung und sind jetzt als Industrie-Kaufmann,
Ingenieur, Techniker, im Verwaltungsdienst, Gesundheitswesen, Sozial-, Schul-
und Kirchendienst, Wehr- und Polizeidienst usw. tätig.
Chronik, Seite 149
Amtierende Lehrer an der Schule in Hahausen vom 11.1. 1946 - 31. 7.1976
1)
Bruno
Gremmel, Schulleiter
|
1938 - 31. 1. 1946
|
Arnold
Jahns, Hauptlehrer
|
11. 1. 1946-31. 7. 1974
|
Gustav
Vellmer, Lehrer
|
1. 5. 1937 - 1. 4. 1965
|
Kate Hellvoigt, Lehrerin
|
4. 3. 1946 - 17. 4. 1956
|
Artur
Kempas, Berufsschuldirektor
|
1.
8. 1946 - 31. 10. 1946
|
Walter
Schiemenz, Lehrer
|
1. 12. 1946 - 10. 10. 1951
|
Georg
Schimmel, Lehrer z. A.
|
11. 10. 1951 - 1. 10. 1952
|
Joh.-Dorothea
Adolphi, Lehrerin z. A.
|
16.
4. 1952 - 1. 10. 1955
|
Hermann Kalberlah, Lehrer
|
26. 4. 1950 - 1. 4. 1955
|
Heinz
Blenke, Lehrer
|
1. 4. 1955 - 1. 4. 1960
|
Ellen
Freimuth, Lehrerein z. A.
|
1. 10.
1955 - 31. 3. 1957
|
Almut
Asche, Lehrerin z. A.
|
21. 4. 1960 - 31. 3. 1966
|
Gerhard
Kropp, Lehrer z. A.
|
1. 4. 1965 - 1. 4. 1966
|
Roswitha
Frühling, Lehrerin z. A.
|
1. 4. 1966
- 1. 8. 1969
|
Burkhard
Förster, Lehrer z. A.
|
1. 4. 1966 - 1. 8. 1968
|
Karin
Boog, Lehrerin z. A. *)
|
1. 8. 1969 - 7. 1. 1970
|
Hannelore Buhl, Lehrerin
|
1. 8. 1970 - 31. 7.
1976
|
*) Frau Boog trat den Dienst krankheitshalber nicht in Hahausen an und wurde
vertreten von: |
Peter
Getzlaff
Langelsheim
|
12. 8. 1969 -
18. 10. 1969
|
Frau
Poppke
Seesen
|
20. 10. 1969 - 30. 11.
1969
|
Fr. M.
Kupferschmidt,
Seesen
|
15. 12. 1969
- 29. 6. 1970
|
Albert v.
Einem
Lutter
|
14.
3. 1970 - 24. 6. 1970 |
Herbert
Bock
Lehrer a. D., Hahausen |
18.
11. 1969 - 13. 3. 1970 |
Handarbeitsunterricht (textiles Gestalten), nebenberuflich
|
Frl. Roswitha Mainzer, Seesen
|
1.
8.1949-31. 3.1950 |
Frl. Ilse Werner, Seesen
|
18.
4.1950-31. 3.1951 |
Fr. Gertrud
Schiemenz,
Hahausen
|
5.
4. 1951 - 10. 10. 1951 |
Fr. Margarete Wagner, Hahausen
|
21.
4. 1954 - 25. 3. 1958 |
Fr. Anni
Blenke, Hahausen
|
9.
4.1959-31. 3.1960 |
Fr. Eugenie
Jahns, Hahausen
|
1.
4. 1963 - 31. 7. 1974 |
Katholischen Religionsunterricht |
Pfarrer Beck, Bilderlahe
|
11.
1.1946-31. 3.1962 |
Pfarrer
Gnida, Bilderlahe
|
1.
4.1962-31. 7.1976 |
Evangelischen Religionsunterricht |
Frau Magdalene Krause,
Hahausen
|
1.
8. 1970 - 15. 3. 1972 |
Pastor Schmidt, Hahausen
|
1.
8.1974-31. 7.1976 |
Hauswirtschaft: |
Frau Anni
Blenke, Hahausen
|
1.
4. 1955 - 31. 3. 1960 |
Frau Eugenie Jahns, Hahausen
|
1.
4.1963-31. 7.1974 |
1) Schulchronik Hahausen 1946 - 1976
Chronik, Seite 150
Schüler aus Hahausen nach ihrer Herkunft 1946 - 1959
Laut amtlicher Jahresmeldung mit Stichtag 25. Mai
Ab 1960 erfolgte keine Aufgliederung nach der Herkunft mehr 1)
Jahr |
Ortsansässige (Hahäuser) |
Evakuierte (Ausgebombte) |
Vertriebene (Flüchtlinge) |
Zusammen |
1946 |
74 |
50 |
58 |
182 |
1947 |
81 |
23 |
102 |
206 |
1948 |
89 |
36 |
108 |
233 |
1949 |
105 |
35 |
108 |
248 |
1950 |
107 |
25 |
118 |
250 |
1951 |
90 |
24 |
104 |
218 |
1952 |
77 |
24 |
83 |
184 |
1953 |
88 |
13 |
74 |
175 |
1954 |
75 |
10 |
69 |
154 |
1955 |
71 |
6 |
60 |
137 |
1956 |
74 |
2 |
59 |
135 |
1957 |
63 |
— |
61 |
124 |
1958 |
64 |
— |
46 |
110 |
1959 |
63 |
-*) |
39 **) |
102 |
*) Die „Evakuierten" sind in ihre
Heimatstädte zurückgekehrt.
**) Der Rückgang der Vertriebenen ist auf Abwanderung in
Industriegebiete und auch darauf zurückzuführen, dass nur die Kinder
als heimatvertrieben zu zählen waren, deren beide Elternteile aus den
Vertreibungsgebieten stammten.
1) Schulchronik Hahausen 1946 -
1976
Chronik, Seite 151
Alte Schule Hahausen
Neue Schule Hahausen
Chronik, Seite 152
Schulgebäude in Hahausen
Das älteste Schulgebäude in Hahausen war bis 1865 das Wohn- und
Wirtschaftsgebäude, in dem bis vor wenigen Jahren die Schlachterei
Homann betrieben wurde.
1852 - 1865 unterhält die Gemeinde den zweiten Klassenraum im Haus
des heutigen Besitzers Herbert Sommer in der Neustadt Nr. 4. Dieses
Gebäude stand ursprünglich auf der „Wildwiese" als Jagdhütte
und Vorratsspeicher für die Wildfütterung. Beim Bau der
Streckenführung für die Eisenbahn musste es abgerissen werden. Es
wurde abgetragen und im Dorf zum Wohnhaus umgebaut. Der ehemalige
Speicher wurde als Zimmer ausgebaut und diente 13 Jahre lang als 2.
Klassenraum. 1)
1865 kaufte die Gemeinde den „Kärrnerhof"
ass. Nr. 30 „Am Platze" für 14.600 Taler vom damaligen
Besitzer Viebrandt und baute das Wohn- und Stallgebäude zum Schulhaus
um.
Links vom Eingang wurden der Pferdestall und der darüber liegende
Heuboden zu zwei Klassenräumen und die dahinter liegenden
Schweineställe mit dem Speicher zu Wohnräumen umgebaut und der
bisherigen Wohnung zugeschlagen.2)
Bis 1923 wurden weitere Veränderungen in den Lehrerwohnungen
vorgenommen. Durch eine Trennwand im oberen Wohnzimmer wurden zwei
Wohnräume geschaffen (Wohn- und Kinderzimmer) und durch Teilung der
Flure im Erd- und Obergeschoß in Wohnungs- und Schulflure, sowie
Verlegung der Flurtreppe, zwei geräumige Dienstwohnungen von je rund
100 qm Wohnfläche gewonnen. Jede Wohnung umfasste jetzt 4 Zimmer,
Küche, Bodenkammer, Keller, einen gemeinsamen Bodenraum und getrennte
Stallungen und Holzschuppen im geräumigen Wirtschaftsgebäude auf dem
Schulhof. Nach Anstellung eines dritten Lehrers wurden 1931 - 1934 von
Herrn Prien zwei Wohnräume für den Schulunterricht gemietet.
In den Sommerferien 1967 wurde der obere Klassenraum zu einer
Zweizimmerwohnung mit Kochnische, Flur, WC- und Duschraum umgebaut. In
die beiden Lehrerwohnungen wurden 1956 Etagenheizungen, Wasserklosette
und Duschanlagen eingebaut. 1977 wurde das Schulgebäude an den Lehrer
Gerd Salden verkauft.
Letzter Schulbau in Hahausen 1)
Die engen, niedrigen und düsteren
Klassenräume, die kleinen Flure, die steile Treppe, der enge Schulhof
und die Abortanlagen entsprachen in keiner Weise mehr den
Anforderungen der neuen Zeit. Die Gemeinde beschließt daher am 16. 1.
1937, im Vogelslauf hinter dem Grundstück des Herrn Heinrich
Klingebiel von Herrn Prien ein Stück Land für ein Schulgrundstück
zu erwerben, zumal eine neue Siedlung in Hahausen in der Gemarkung
zwischen Neustadt, Oberdorf und dem Bahndamm vorgesehen war und die
Schule im Zentrum der Gemeinde Hahausen - Neuekrug errichtet werden
sollte.
1) Sommer, Herbert: Mündliche
Überlieferung
2) Freitag, Friedrich: Chronik des Fleckens Lutter
3) Schulchronik Hahausen 1946 - 1976
Chronik, Seite 153
Auf dem neuen Schulgrundstück waren
(nach dem Plan von Herrn Professor Kappey) vorgesehen:
l
Schulhaus mit drei Klassen und Nebenräumen.
l
Haus mit drei Dienstwohnungen für Lehrer und Schulgärten.
l
geräumiger Schulhof, der als Pausenhof und Sportplatz hergerichtet
werden sollte.
l
Turnhalle.
Die Gemeinde hatte für den Schulneubau bis zur Währungsreform
1948 rund 40.000 RM eingespart. Leider ist der gesamte Betrag bei der
Währungsreform abgewertet worden.
1946 - 1951: Durch die Evakuierung der Bevölkerung aus den zerbombten
Städten und die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten schwoll
die Schülerzahl in Hahausen von 75 Kindern 1945 auf 250 Kinder 1950
an. Drei Lehrer unterrichteten die Kinder in zwei Schichten in den
unzulänglichen Klassenräumen und in einem Wohnzimmer von 26
Quadratmetern. Mit Rücksicht auf die steigende Schülerzahl, zu
Anfang des Schuljahres insgesamt 182, stellt der Schulvorstand
Hahausen am 8. 4. 1946 einen Antrag auf Neubau einer drei klassigen
Schule im Vogelslauf an das Staatsministerium in Braunschweig. Mit
Schreiben vom 8.1.1947 teilt der Präsident d. Nieders. Verw. Bezi.
Braunschweig mit, dass der beantragte Schulneubau 1947/48 nicht
berücksichtigt werden kann, da dringendere Bauvorhaben in den
zerbombten Städten durchgeführt werden müssen.
Im Spätherbst 1946 schlägt der englische Kreiskommandant bei einer
Schulkontrolle in Hahausen der Gemeinde vor, durch Tauschhandel mit
Lebensmitteln Baustoffe zu erwerben und eine Feldscheune zu
Schulräumen umzubauen. Der Vorschlag wird abgelehnt, da nicht
realisierbar . . .
Am 19. 8. 1949 stellte der Schulvorstand Hahausen erneut einen Antrag
auf einen Schulneubau. Am 8. 5.1950 erfolgte endlich eine Besichtigung
der Schule durch Regierungsvertreter (Reg.-Rat Günther) und
Kreisvertreter (Oberkreisdirektor Rohloff und Schulrat Bergermann). Es
wurde für Hahausen die Dringlichkeitsstufe IA anerkannt. Die Gemeinde
schlug vor, die alte Schule um zwei Unterrichtsräume zu erweitern.
Dieser Vorschlag wurde von der Regierung abgelehnt, weil die alten
Klassen zu niedrig und die Baukosten zu hoch wären. Ein weiterer Plan
der Gemeinde, die Schulscheune für Unterrichtszwecke auszubauen,
wurde ebenfalls abgelehnt.
Nach wiederholtem Antrag des Schulvorstandes vom 29. 5. und 25. 7.
1950 auf Neubau der Schule, teilte der Präsident des Nieders.
Verw.-Bezirks Braunschweig mit, dass im Einvernehmen mit dem Landkreis
Gandersheim der Schulneubau in Hahausen im Jahre 1951/52 durchgeführt
werden kann. Die Gemeinde Hahausen beauftragte das Staatshochbauamt
mit der Durchführung des Schulneubaues.
Laut Verfügung der Regierung in Braunschweig vom 7.4.1951 wurde der
Schulneubau bestätigt und die Bausumme auf 76.000.- DM festgelegt.
Während der Bauzeit gewährte die Regierung in Braunschweig mit
Verfügung v. 30. 6.1952 noch 4.000- DM, so dass die Gesamtkosten des
Schulneubaus 80.000.- DM
Chronik, Seite 154
betrugen, die sich wie folgt verteilen:
1. Staatlicher Zuschuß 29.000.- DM
2. Zuschuß des Kreises 24.000.- DM
3. Gemeindeanteil 27.000.- DM
Am 26. September 1951 wurde mit der
Bauarbeit begonnen. Den Bau führte die Baufirma Hugo Hoffmeister,
Hahausen, aus. Am 29. August 1952 war der Schulneubau beendet und am
1. September 1952 konnte mit dem Unterricht in der neuen Schule
begonnen werden. Das Baugelände schließt nach Südwesten an den
Schulhof an und fällt in der Diagonale leicht ab. Der Neubau ist zum
Schulhof quergelagert. Das Gebäude ist an die Frisch Wasserleitung
der Gemeinde angeschlossen, die Abwässer werden nach Durchlaufen
einer Kläranlage in den Straßenkanal eingeleitet. Das neue Gebäude
enthält:
a) Im Erdgeschoß: |
2 Klassen
l Küche
1 Korridor
1 Vorflur |
( 9,00 x
6,25 x 3,20 m)
( 4,71 x 3,00 x 3,00 m)
(16,35 x 3,00 x 3,00 m)
( 2,00 x 4,00 x 3,00 m) |
b) Teilunterkellerung: |
WC-Anlagen mit
getrennten Zugängen
Duschraum mit Umkleideraum
Wannenbad
Heizungsraum mit Kohlenlager |
c) Vor dem Gebäude: |
Mit
Natursteinplatten belegte Wege
2 Rasenflächen mit Blumenrabatten und
Büschen besetzt
Trennhecke zwischen den Rasenflächen
und dem Schulhof |
Unter Benutzung der beiden Klassen im
alten Schulgebäude standen jetzt den 184 Schulkindern und 5 Lehrern
(Arnold Jahns, Gustav Vellrner, Hermann Kalberlah, Georg Schimmel und
Frl. Johanna-Dorothea Adolphi) in Hahausen 4 Klassenräume, eine
Lehrküche/Werkraum und der geräumige Flur für Gymnastik,
Bodenturnen und Turnen am „Lüneburger Stegel" zur Verfügung.
Für die weitere Zukunft war geplant, parallel zum Neubau am unteren
Ende der Lehrergärten ein zweigeschossiges Gebäude mit 6
Klassenräumen zu errichten. Ein Verbindungstrakt mit Laubengang und
Räumen für Lehrmittel und Bücherei sollte den Innenhof
abschließen. Auf dem Gemeindegrundstück neben den Schulgärten war
eine Turnhalle vorgesehen.
Nach der Auflösung der Schule in
Hahausen 1976 wird die Schule anderweitig genutzt. Im Lehrer- und
Büchereizimmer hält die Samtgemeinde Lutter Sprechstunden ab. Ein
Klassenraum steht der Gemeinde Hahausen als Mehrzweckraum (Wahllokal,
Sitzungssaal, Versammlungsraum usw.) und der Damen-Gymnastikgruppe des
VfL zur Verfügung.
Im zweiten Klassenraum betreut der
Mütterkreis die vorschulpflichtigen Kinder. Die Lehrküche ist
Tagungs- und Fortbildungsraum des DRK. Das Lehrmittelzimmer ist
geteilt und beherbergt das WC für die Kindergruppe und einen Raum
für die Kinderspielgeräte. Der Duschraum ist umgebaut und wird von
der Jugend als Freizeitraum genutzt.
Chronik, Seite 155
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