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Die Dorfbeschreibung von 1756
In den Jahren 1746-73 wurde im
Braunschweigischen die Vermessung und Kartierung des bäuerlichen
Grundbesitzes vorgenommen. Diese Aufgabe führten in Hahausen im Jahre
1750 Johann Julius Bütemeister „zu dieser Vermessung Subdelegirten
Commissari" und Carl Schoenejan als Feldmesser durch. Die Ergebnisse
dieser Untersuchung wurden 1756 in einem Buch niedergeschrieben, das sich
im Staatsarchiv Wolfenbüttel befindet 1).
„Das Dorff Hahausen stehet unter Jurisdiktion des
Fürstl. Amtes Lutter am Barenberg und sind in demselben befindlich
Kärrner-Höfe 5 Groß Kothöfe 9 Halb Kothöfe 15 Brinksitzerhöfe 8
Anbauer l Su. 38 Höfe" heißt es zu Beginn.
„Die kleinen Leute sind Holzhauer, die bespannten
fahren im Sommer Hütten-und Staatskohlen und Spinnen im Winter."
Weiter können wir lesen: „Wüste Höfe sind nicht vorhanden."
Patron der Kirche ist der Hertzog. Das Mauerwerk der Kirche ist wegen
Alters schon ziemlich geborsten und auseinander gerissen. Das Schieferdach
auf derselben ist ebenfalls sehr schadhaft. An der West Seite stehet der
Kirchen Turm, so auch mit Schiefer gedeckt ist. In demselben hanget eine
Glocke. Das Uhrwerk ist alt und abgängig. Der Kirchhof hält 44
Ruthen." „Bediente der Kirche" waren „Ferd. Baumgart,
Pastor" und „Philipp Schladebusch, Altariste". Von zehn Höfen
musste der „Hof und Garten Zins" an die Kirche gezahlt werden. Bei
der Taufe eines unehelichen Kindes musste das Vierfache an Gebühren
gezahlt werden als wie bei der Taufe eines ehelichen.
Die beiden Dorfbeschreiber
berichten außerdem von „des Hr. Ober Commiß. Cleven Krugrechten"
(nachmals zur „Deutschen Eiche"), der Schule (frühere Schlachterei
Homann) und dem „Hirten Hause" (Gemeindehaus), das erst in unserer
Zeit abgebrochen wurde.
„Das Schulhauß ist ohne Schornstein und nebst
daran gebautem Stalle mit Stroh gedeckt." Für ein Schulkind „so
die Buchstaben lernet" mussten wöchentlich 4 Groschen Schulgeld
bezahlt werden, „wenn es buchstabieret" 6 Groschen, „wenn es
zusammen liest und schreiben lernt" 8 Groschen. Der Schulmeister
hatte jedoch auch noch andere Aufgaben zu erfüllen, besonders in der
Kirche. „Für 3 Gevattern Briefe schreiben" konnte er 3
Manengroschen verlangen. Er durfte 2 Kühe, l Rind und 3 Schweine
kostenlos auf die Gemeindeweide treiben. Die Schule besaß 5 1/3
Morgen Wiese.
„Bei der Seesenschen Heerstraße außerhalb dem Dorfe hat Johann Georg
Brauer zu Lutter am Barenberge mit Fürstl. Cammer Consens einen Krug
angeleget." Die Grenzen der Feldmark werden wie folgt beschrieben:
„Westwerts mit der Herrschaftl. Forst der Langen Berg und Hillen Berg
genandt, und Kleinen Rhüdeschen Feldmark. Nordwerts mit den so
genannten
Osterköpfen Herrschaftl. Forst. Ostwerts mit dem Radebruche
Herrschaftl.
Forst. Südwerts mit dem Kleinen Bakenberge Herrschaftl. Forst und der
Seesenschen Feldmark am Glaesener genandt."
1) St. A.
Wob. 20 Alt 163
Chronik,
Seite 75
Die Länderei auf der ganzen Feldmark (178 ha,
von denen das Ackerland nur 76 ha ausmachte) war zehntfrei, von dem „Osterköpfischen
Felde" wurde der Zehntschatz von dem Gutsherrn von Wrisberg zu
Wrisbergholzen bezahlt. In Hahausen gab es 1750 überwiegend Meierland,
doch auch Rott- (Rode-)land und Erbland. Gutsherren waren sowohl die
Fürstl. Kammer wie auch die Herren von Wrisberg und von Veitheim zu
Harpke. Der Halbköter Adam Meyer mußte außerdem an die „Cämmerey zu
Seesen" und Jürgen Andreas Sprenger an den Ober-Commissar Cleve
zinsen. Der Meierzins war sowohl in Naturalien wie in Geld zu entrichten.
Außerdem hatten die Kärrner- und Vollkothöfe 108 Tage und die
Halbkothöfe und Brinksitzer 54 Tage im Jahr „mit der Hand" zu
dienen, doch wurden diese Leistungen nicht mehr verlangt, „ut
praeceden-tes". Die Hahäuser besaßen jedoch auch 145 Morgen Land in
der „auswärtigen Feldmark" und „der Brinksitzer Engelhard
Rühmann hat auf dem Seesenschen Felde" l Morgen und 30 Ruthen".
„Die Länderey liegt mitten in der Wildbahn,
dadurch viel Schaden" heißt es und weiter „Der größte Theil der
Feldmark hat Lemigen Boden. An dem Osterköpfischen Felde stehet rother
Kley in einigen Gegenden sind auch Hunger Quellen. Weitzen und Gersten
wird wenig, sondern Roggen und Habern, auch ziemlich Flachs gebaut."
„Auf der Hahäusischen Feldmark sind weder Reihe-
noch Gemeinde-Theilungs-Wiesen befindlich, sondern die einem jeden
zugehörenden Wiesen liegen Besonders, und sind mit Graben, Hecken, oder
Zäunen eingefasset, und haben folglich Specialement Vermessen und
Berechnet werden müssen."
Obwohl 53 % der Feldmark (93 ha) als Wiesen genutzt wurden, wovon
die „Herrschaftliche Wild-Wiese" allein mehr als 30 Morgen
ausmachte, war die Viehhaltung sehr gering. So hatte ein Großkothof z. B.
3 Pferde, jedoch nur 1 Kuh und l Schwein. Es heißt dann auch: „Wegen
Mangels der Weide kann hieselbst wenig Vieh gehalten werden." Die
Wiesen nahe am Dorfe und am Mittelbach gaben „gute Gräsung", die
gegen das Radebruch wurden als „morigt" bezeichnet. Feld-Weide
hatte die Gemeinde, die sowohl einen Kuh- wie einen Schweinehirten
unterhielt, mit dem Amte Lutter gemeinsam am Pfingstanger, „über der
Lehm Kuhle", vor der Heerstraße, vor dem Kleinen Bakenberge und „An
der Brücke". In der Kommunionforst wurde der Gemeinde alljährlich
ein anderer Weideplatz gegen Entrichtung des Anweisegeldes zugewiesen.
Außerdem standen dem Vollköter 12 und dem Halbköter 9 Malter Holz gegen
Hauerlohn und Anweisegeld zu. „Die Obere und Niedere Jagd gehört der
Durchlauchtigsten Landesherrschaft zu. Fischerei ist nicht
vorhanden." 1750 gab es in Hahausen 2
Schmieden, von denen an die Fürstl. Kammer der Schmiedezins entrichtet
werden mußte. Außerdem gab es einen Schuhmacher und einen Schneider im
Dorf. Ein Gemeindebackhaus gab es nicht, denn es befanden sich bei den
Höfen eigene Backöfen.Der Feuerschutz war kläglich. Man besaß ganze 4
Feuerhaken, doch waren weder Eimer noch Spritzen vorhanden, und das zu
einer Zeit, in der von 38 Wohnhäusern noch 34 mit Stroh gedeckt waren und
nur 19 einen Schornstein hatten. Doch immerhin gab es schon die
Brand-Versicherungs-Gesellschaft, deren Nummern bei der Beschreibung der
jeweiligen Höfe angegeben sind.
Chronik,
Seite 76
Hof Deppe
Hof Kalbreier
Chronik,
Seite 77
Der Schweinehirte musste
auch das Amt des Nachtwächters versehen. Schäfereigerechtsame hatte die
Gemeinde nicht, da diese dem Amte Lutter zustanden. Es durften daher keine
Schafe gehalten werden. „Gemeinden Hahausen und Nauen halten gemeinsam
einen Pfänder (Feldhüter), der aber keine eigene Wohnung hat."
Die Gemeinde wurde von den beiden Bauermeistern verwaltet, die als
Entschädigung eine Wiese an der Neue nutzen durften und denen, wenn
Gemeindeverrichtungen vorfielen, „ein Stübchen Bier" gereicht
wurde. An Einkünften hatte die Gemeinde „Nichts", wie die
Dorfbeschreibung kategorisch berichtet. Die Ausgaben; Kirchen- und
Schulreparaturen, mussten von den Gemeindeangehörigen nach dem
Contributionsfuß aufgebracht werden. Außerdem musste für einen Platz
auf dem Radebruch eine Gebühr an die Fürstl. Kammer entrichtet werden.
Als „Herrschafts Gefalle welche jährlich aus dem Dorfe Hahausen gegeben
werden müssen" werden die Contribution, der Landschatz, das Proviant
Korn Geld, Proviant Habern, Baulebung und Küchen-Termin aufgeführt. An
anderer Stelle heißt es: „Von jedem Haufen Gänse, er sei groß oder
klein, wird l Stück zum Zehnten an Fürstl. Kammer entrichtet." Die
Gemeinde mußte 3 Mann Landsoldaten unterhalten.
Schließlich seien noch spätere Eintragungen auf der vorderen Innenseite
des Einbandes erwähnt: So hat „das Dorf 1761 bey der Invasion der
französischen Truppen einen Schaden von 596 Thlr. 16 ggl. erlitten",
außerdem Schäden in den Jahren 1750 und 1757 durch Einquartierungen und
Fuhren, 1761 ist es zum Teil sogar abgebrannt worden, „die Höfe sind
wegen des Krieges und Werbung zum Teil ohne eigentlichen Wirt."
Es folgen die Namen der in der Dorf-Beschreibung genannten
Land-Bewirtschafter. Für jeden Hof sind eigene Seiten angelegt.
Kärrner: Adam
Ottenhausen, Hans Illers, Hans Henning Jahns, Hans Meyer,
Christian Höfelmann
Vollköter:
Christian Schladebusch, Andreas Illers Junior, Jürgen Höfelmann, Jochen
Meyer, Christian Pümpel, Christian Kolthamer, Hans Jürgen Pümpel,
Christian Ziegenbein, H. Wildmeister Bartlingks alter Krug
Halbköter: Jürgen
Kelpe, Hans Heinrich Rühmann, Andreas Illers Senior, Christian Kalbreyer,
Christoph Hofmeister, Christian Rühmann, Curd Cassebaum, Friedrich
Giesecke, Adam Meyer, Hans Heinrich Höfelmann, Jochen Hoffmeister, Philip
Illers, Jacob Illers, Jürgen Andreas Sprenger, Johannes Heinrich Taufall
Brinksitzer: Gurt
Wrede, Engelhard Rühmann, Claus Jürgen Höfelmannjohann Weber, Heinrich
Ziegenbein, Heinrich Meyer, Friedrich Hoffmeister, Herr Wildmeister
Bartlingk, Hr. Ober Commiß, Cleven Krug
Anbauer: Heinrich
Kalbreyer
Ferner: Der Neue
Krug, Die Kirche, Die Schule, Die Gemeinde, Der Kuh
Hirte, Der Schweine Hirte, Die
Bauermeister
Der Anbauer hatte nur Wiesen- und Gartenland - Hirten und Bauermeister nur
zur Nutzung während ihrer Amtszeit.
Chronik,
Seite 78
Auswärtige: Herr
Ober Comm. Cleve
Spätere Nachträge in der Wiesen-Beschreibung vermerken änderungen in
den Besitzverhältnissen, die hier nur angeführt werden, soweit es sich
um andere Namen handelt.
Kärrner: Adam
Ottenhausen modo (soviel wie „eben erst" übernommen) Christian
Friedrich Taufall; Hans Henning Jahns nunc (jetzt) Christian Ziegenbein;
Hans Meyer nunc Jacob Ahrens; Christian Höfelmann nunc Christoph Rühmann
Vollköter: Andreas
Illers junior nunc Tobias Kelpe; Jochen Meyer nunc Christian Pümpel;
Christian Pümpel nunc Hans Hemr. Clemme
Halbköter: Jürgen
Kelpe modo Philip Hoeffelmann; Christian Rühmann nunc
Julius Meyer; Friedrich Giesecke nunc Christian Hoffmeister Bei den
Wiesenbewirtschaftern werden unter „Auswärtige" noch Hr. von
Walmoden, Hr. Ober Commißarius Cleve und der Förster Rath zu Nauen
genannt. Häuslinge, also Mieter, waren: Johannes Kuffer mit der Frau,
Andreas Friedrichs, Friedrich Hohmeyer mit der Frau, Ernst Panzer
desgleichen und Andreas Höfelmanns Frau.
Der größte Bauer im Ort war im Jahre 1750 Hans Illers, Hof Nr. 1., der
50 Morgen und 60 Ruthen Ackerland und 15 Morgen und 100 Ruthen Wiesen
bewirtschaftete. Der Hofraum betrug 47 Ruthen und der Garten umfasste 2
Morgen und 16 Ruthen. Er besaß 5 Pferde, 3 Kühe, 5 Rinder und 5 Schweine
und hatte damit einen weit größeren Viehbestand als die übrigen
Einwohner. Das meiste Land hatte „Herr Wildmeister" Bartlingk und
zwar 74 Morgen und 8 Ruthen Ackerland, Wiese, Hofraum und Gartenland, die
sich jedoch auf dessen Höfe Nr. 18. und 20. verteilten. Eigenartigerweise
besaß er, im Gegensatz zu seinem Vorfahren, dem „Hagen-Reuter"
Bartlinck (um 1680) kein Vieh, oder wurde dies aus irgendwelchen Gründen
nur nicht aufgeführt? Insgesamt besaßen unsere Vorfahren im Jahre 1750
71 Pferde, 52 Kühe, 19 Rinder und 41 Schweine. Die Pferde verteilten sich
nur auf Kärrner, Voll- und Halbköter, doch besaßen auch die Brinksitzer
meist eine Kuh. Der gute Bütemeister scheint den Hahäusern jedoch nicht
so ganz getraut zu haben, denn er schreibt, dass er die „Angaben der
Hahausischen Einwohner nach guten Glauben nehmen müssen."
Chronik,
Seite 79
-/-
Chronik,
Seite 80
Die neueste Zeit bis zur
Gegenwart
Chronik,
Seite 81
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